26.04.2024 Bei Maischberger: Pistorius beendet mal eben die „Friedenszeit“
Verteidigungsminister Boris Pistorius hat am 23.04.2024 ein Interview in der Talkshow von Sandra Maischberger gegeben (ab Minute 14:55). Dabei sagte er Dinge, die man von einem Minister erwarten würde: „Wenn ich über Nationale Sicherheit rede, dann rede ich darüber, dass ich nicht darüber rede, Geheimes öffentlich zu machen.“ Er ging aber auch weit darüber hinaus:
„Wir tun immer noch so, als würden wir in Friedenszeiten leben!“
Wenn der Verteidigungsminister in einer wichtigen TV-Sendung indirekt und unwidersprochen sagt, dass wir nun in „Kriegszeiten“ leben würden, dann kann die militaristische „Zeitenwende“ eigentlich als vollzogen bezeichnet werden – zumindest sprachlich. Wichtige sprachliche Tabus sind jetzt gebrochen; nun kann durch sture Wiederholung der betreffenden kriegerischen Phrasen ein Gewöhnungseffekt hergestellt werden. Das ist ein zentraler Schritt für die Militarisierung einer Gesellschaft.
Eine Verantwortung für die von Pistorius angesprochene nationale Sicherheit würde aber das Gegenteil der momentan praktizierten Zuspitzungen bedeuten: Nationale Sicherheit bedeutet für Deutschland, dass es sich aus dem sinnlosen und unbezahlbaren Stellungskrieg in der Ukraine zurückzieht und auf einen schnellen Waffenstillstand hinarbeitet.
Der Wirtschaftskrieg und die Waffenlieferungen durch die Bundesregierung bedrohen die nationale Sicherheit Deutschlands und die Interessen der Bürger hierzulande jedoch erheblich. Doch diese Bedrohung wird von der Regierung billigend in Kauf genommen, mutmaßlich vor allem, um geopolitische US-Interessen zu bedienen.
Maischberger fragt an einer Stelle: „Gerade haben Sie Putin mit Adolf Hitler verglichen. (…) Wenn das so ist, wie Sie sagen: ‚Das ist jemand, der den Krieg immer weiter trägt‘ – dann muss man ihn ja um jeden Preis stoppen, oder nicht?“
Später sagt Pistorius: „Ein Einfrieren würde nur Putin nutzen. Das ist die Erfahrung aller diplomatischen Lösungsansätze, die es mit ihm gegeben hat. Das wissen alle.“
Viele solche Behauptungen gehen in dieser Sendung in einer Einigkeit zwischen Politiker und Journalistin durch, dass es zum Fremdschämen ist. Nicht nur das: Es ist verantwortungslos. Diese auf allen großen Kanälen wiederholte Behauptung („Wenn Putin nicht verliert, dann macht er einfach weiter“) ist als letzte „Begründung“ für ein Eintreten gegen einen Waffenstillstand verblieben – und sie ist nicht überzeugend. Sie muss endlich von Medien streng hinterfragt und dadurch entschärft werden, im Sinne der Sicherheit der Bürger hierzulande.
Die Medien müssen und werden gar nichts tun, außer dem, was sie tun. Und erst recht nichts hinterfragen. Dadurch sind wir ja gezwungen, uns mit hausgemachten Problemen herumzuschlagen.
Zur Wehrpflicht sagt Pistorius: „Wenn wir kriegstüchtig werden wollen“, brauchen wir eine Armee auch mit Wehrpflichtigen – als „positive“ Beispiele nennt er ausgerechnet Israel und Ukraine. Zwischenschritte zur allgemeinen Wehrpflicht will er bald ankündigen: Neben der sprachlichen „Zeitenwende“ wird auch eine praktische Wende vollzogen.
Zur Sendung selber ist angesichts dieser Ausgabe von Maischberger zu sagen: So stellt man sich Staatsfernsehen vor.
Quelle: nachdenkseiten.de/?p=114387
Man kann es auch zynischer formulieren:
Mit Frieden lässt sich kein Geld verdienen.
Quelle: Volker Grescho – Dipl.-Ing. Geoinformatik
Quelle: Grescho.de
Mein Umfeld ist für mich der ideale Indikator für diese Form der politischen und medialen Gehirnwäsche. Da hörte ich schon um Weihnachten herum die Tagesschau- und Heute-Journal-Parolen, wie wichtig „Wehrhaftigkeit im Angesicht der russischen Gefahr“ sei – nicht wortwörtlich, aber im übertragenen Sinn.
Erst nach meinem Hinweis auf den deutschen Feldzug gegen „die Russen“ vor nicht allzu langer Zeit mit 27 Millionen Toten auf sowjetischer Seite, darunter 14 Millionen Zivilisten, herrschte betretenes Schweigen.
So viel zu „Nie wieder!“