29.08.2024 „Besser ohne Messer“: Ein Innenminister gegen Kraut und Rüben und Messergewalt
Über die öffentlichen Debatten nach dem Dreifachmord ist Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul ziemlich ungehalten, weil da „Kraut und Rüben durcheinander“ gingen. Kraut und Rüben sind für ihn terroristische Taten wie die in Solingen einerseits und andererseits, „wenn jemand in der Partyzone herumläuft und das Messer aus Aggressionsgründen zieht“. Und nur diese letzteren will Reul mit seinen vorgestellten Maßnahmen erreichen.
Im Kern haben diese Maßnahmen einen pädagogischen Charakter. Reul spricht mehrfach davon, dass junge Migranten, „die meinen, sie müssten bewaffnet durch Deutschland ziehen“, zu der Einsicht kommen müssten, dass sie hier in Deutschland kein Messer in der Tasche „brauchen“.
Die neue und von Reul besonders hervorgehobene Maßnahme ist ein „Präventionskonzept an Unterbringungseinrichtungen“ mit einer Plakat-Kampagne namens „Besser ohne Messer“ in entsprechenden Sprachen. Es soll „verdeutlichen, dass es keinen vernünftigen Grund gibt, im öffentlichen Raum ein Messer mitzuführen und – je nach Bauart und Klingenlänge – diese sogar nach dem Waffengesetz verboten sind“.
Die sozialpädagogische Naivität ist erstaunlich: Natürlich gibt es keinen einzigen „vernünftigen“ Grund, aber ganz offenkundig durchschlagende unvernünftige Gründe für Messerträger und -einsetzer. Nicht zuletzt wohl auch den Eindruck und die Erfahrung, dass ihnen vom deutschen Staat außer der Belästigung mit solchen Plakaten kaum echte Strafen drohen.
Die Hypothese, dass viele dieser Menschen durchaus nicht aus Unwissen, sondern unter bewusster Missachtung dieses staatlichen Gewaltmonopols bewaffnet sein wollen, scheint jedenfalls in Reuls Maßnahmenpaket keine Rolle zu spielen.
Quelle: cicero.de/innenpolitik/besser-ohne-messer-innenminister-reul (Abo)