Deindustrialisierung als „übergeordnetes Interesse Deutschlands“

15.11.2024 Alles falsch gemacht: Ist Deutschland der kranke Mann Europas?
 
Die EU-Kommission hat am Freitag ihre Prognose nach unten korrigiert. Bestenfalls wird die Wirtschaft in der Eurozone im kommenden Jahr um 1,3% wachsen. Andere Prognosen sehen die Euro-Wirtschaft eher bei 1,1% – und damit deutlich hinter den USA, denen ein Wachstum von mindestens 2% vorhergesagt wird.
 
Besonders schwach ist Deutschland. Die EU-Kommission hat für das laufende Jahr ein Minus von 0,1% ermittelt. Die deutsche Wirtschaft schrumpft also, und auch im kommenden Jahr wird das Wachstum geringer sein als noch im Mai prognostiziert.
 
Die Financial Times wählt drastische Worte: „Europas Wirtschaftsmotor Deutschland sieht sich mit existenziellen Bedrohungen für sein exportorientiertes Geschäftsmodell konfrontiert“, während im gesamten Block „dringend mehr Investitionen benötigt“ würden.
 
Zwar hat die EU mit dem kürzlich veröffentlichten Draghi-Report die Möglichkeiten gemeinsamer Schulden in Form von Eurobonds und einer Kapitalmarktunion als Lösung präsentiert. Doch die Umsetzung dieser Pläne kann nicht ohne Vorlauf über die Bühne gehen. Außerdem wird erwartet, dass Deutschland vor einem Kernelement der Union zurückschreckt: Deutschland müsste bei Umsetzung der Draghi-Pläne die Einlagensicherung auf die ganze Euro-Zone ausweiten.

 

Inzwischen gibt es nur noch eine Antwort auf aktuelle Probleme: noch mehr Schulden. Bis der ganze Laden implodiert.

 

Das Kernproblem liegt aber in der sich verschlechternden Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Der jüngste Indikator des „World Economic Forum“ zeigt an, dass Deutschland von Platz 6 auf Platz 24 zurückgefallen ist. Besonders betroffen ist die wichtigste Industrie Deutschlands, der Automobilsektor. Doch gerade hier gibt es aus allen Richtungen schlechte Nachrichten.
 
Am Donnerstag wurde bekannt, dass die US-Regierung erwägt, ihre Prämien für Elektroautos zu beenden. Dies würde die deutschen Fahrzeuge treffen, da sie jetzt schon viel teurer sind als die amerikanischen Vorzeige-Modelle von Tesla. Der US-Markt könnte damit wegbrechen – und das, nachdem die deutschen Hersteller schon in China auf dem Rückzug sind.

 

Könnte wegbrechen? Eher „dürfte wegbrechen“.

 

China hat es verstanden, die Kunden in einem Preissegment zu bedienen, mit dem ein Massenmarkt entwickelt werden kann. So berichtet die „Financial Times“, dass die Chinesen auf dem russischen Markt praktisch flächendeckend deutsche, europäische und japanische Hersteller abgelöst hätten. Die Fahrzeuge seien im Hinblick auf die technologische Ausstattung erstklassig. China habe es geschafft, in kurzer Zeit eine Vertriebsstruktur aufzubauen. Wegen der Sanktionen haben sich die deutschen Hersteller aus Russland zurückgezogen.

 

Nicht „haben sich zurückgezogen“, sondern „mussten sich zurückziehen“.

 

Der deutschen Schlüsselindustrie gehen also möglicherweise drei wichtige Märkte verloren: China, die USA und Russland.

 

Und wieder eine Korrektur: Nicht „möglicherweise“, sondern „aller Wahrscheinlichkeit nach“.

 

Wenn sich der Trump-Kurs gegen China durchsetzt, wird sich der Abwärtstrend für deutsche Unternehmen beschleunigen.
 
Doch nicht nur auf den Absatzmärkten sind den Deutschen geopolitische Grenzen aufgezeigt worden: Unternehmen können heute in Deutschland nicht mehr so profitabel produzieren wie anderswo, weil Energie- und Strompreise durch die Decke gegangen sind.
 
Folker Hellmeyer von der Netfonds AG berichtet, dass sich die Bundesregierung über die Bedenken hinwegsetze und alle Warnungen in den Wind schlage. So habe die Regierung die Lieferung von russischem LNG in Brunsbüttel verhindert. In einem Schreiben des Wirtschaftsministeriums würde der Terminalbetreiber „Deutsche Energy Terminal“ angewiesen, russische Lieferungen nicht zu akzeptieren, so zwei Industrievertreter.
 
Bei dem Verbot gehe es um übergeordnete Interessen Deutschlands, heiße es in dem Brief.

 
Quelle: berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/alles-falsch-gemacht-ist-deutschland-der-kranke-mann-europas-li.2272526
 

Das Fragezeichen in der BZ-Überschrift kann man getrost löschen. Deutschland ist inzwischen wieder der „kranke Mann Europas“.
 
Der Einzige, der das noch letztes Jahr leugnete, ist der „Experte“ vom DIW, Marcel Fratzscher.
 
#JustMy2Cent

 

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