06.06.2011 Der Grüne Robert Habeck über Wohlstand: „Wir brauchen keine Autofirmen“
Winfried Kretschmanns Kritiker vom kleineren Koalitionspartner SPD sagen, dass weniger Autos auch weniger Wohlstand bedeuten.
Das ist aber falsch. Vermutlich werden weniger Autos noch nicht mal zu weniger Wirtschaftswachstum führen, sondern zu neuen Branchen. Ganz sicher aber nicht zu weniger Wohlstand. Das kann aber die alte Wachstumstheorie, orientiert am Bruttoinlandsprodukt, nicht beschreiben – und die SPD nicht begreifen.
Alle doof – außer Robert und die Grünen.
Schleswig-Holstein wird bei Ihnen zum Musterland, während es für Gesamtdeutschland abwärtsgeht. Kritiker monieren, Sie rechneten sich Ihr BIP-Kellerkind schön.
Mir geht es nicht um Musterland, Selbstzufriedenheit oder Schönrechnen. Und die pauschale Kritik übersieht das Wesentliche. Das ist nicht die summarische Zusammenfassung, sondern die Details, aus denen sich Handlungsrichtlinien für politisches Tun ableiten lassen. Die allerdings sind sehr anders als die Schlussfolgerungen, an die Union oder SPD glauben, von der FDP gar nicht zu reden.
Es ist trotzdem verblüffend, dass Schleswig-Holstein urplötzlich ein Musterland sein soll.
Das Land hat Schwächen, es ist bei den Bildungsabschlüssen zurück, hat zu wenig Hochschulabsolventen und entwickelt zu wenige Patente. Aber die vermeintliche Hauptschwäche, keine Großindustrie und Exportindustrie zu haben, ist tatsächlich seine Stärke. Wir brauchen hier keine große Auto- oder Petroindustrie. Das Potenzial liegt bei den Life-Sciences, der Bioökonomie, neuen Produktionsketten, einer Renaissance der Landwirtschaft, den Erneuerbaren mit all ihren Verästelungen.
In die Höhle wollen Sie demnach nicht zurück?
Das müssen Sie wohl fragen. Aber das ist ausdrücklich keine De-Wirtschaftsstrategie, sondern eine, die zum ersten Mal für ein Bundesland entlang von definierbaren – und das heißt ausdrücklich auch kritisierbaren – Strategien zu anderen wirtschaftspolitischen Schlussfolgerungen kommt, als es auf den Grundlagen des BIP geschieht. Politisch verändert sich dadurch die ganze wirtschaftspolitische Debatte.
Die Situation der Unternehmen in Schleswig-Holstein hat sich im dritten Quartal 2022 nochmals deutlich verschlechtert. Der Konjunkturklimaindex fällt von 84,7 auf 67,1 Punkte; nur zur Hochzeit der Coronakrise im Jahr 2020 war die Stimmung noch schlechter.
Der negative Indexwert ist vor allem auf pessimistische und unsicherer Zukunftsaussichten zurückzuführen. Die Auswertung der Umfrage zum dritten Quartal zeigt auch eine deutlich kritischere Einschätzung der aktuellen Lage als noch im Vorquartal. Der langjährige Durchschnittswert des Konjunkturklima-Index in Schleswig-Holstein liegt bei 109,7 Punkten.
Quelle: ihk.de/schleswig-holstein/standortpolitik/konjunktur-statistik/konjunktur/konjunkturbericht-3-22-5645830
Wenn Sie Ihr grünes BIP durchsetzen wollen, brauchen Sie als Basis eine neue gesellschaftliche Vorstellung von Lebensglück – oder gar eine neue Ideologie?
Im Gegenteil: Wir lösen uns von der weltanschaulichen Debatte, die es ja gibt. Wir lassen sowohl Wachstumsgläubige als auch Wachstumskritiker einfach stehen, übersetzen ehemals ideologische Fragen in ökonomische Faktoren und kommen zu einer Objektivität, die die Gesellschaft neu beschreiben kann.
Wenn man in einem stehenden Zug sitzt und ein anderer Zug fährt los, hat man auch den Eindruck, der eigene Zug würde sich bewegen.
Was heißt das konkret für ein modernes Unternehmen, das energieeffiziente Produkte herstellt? Möglichst viel Wachstum oder keines?
Es geht darum, ein Wachstum zu steuern, das den Zustand einer Gesellschaft besser macht. Die Idee, kein Wachstum zu haben, mag für eine schrumpfende oder saturierte Gesellschaft wie die deutsche attraktiv sein. Aber global gesehen wäre ein Wachstumsstopp verantwortungslos. Dafür gibt es zu viel Armut in Gesellschaften. Aber Wachstum darf nicht die Rendite von wenigen Aktionären erhöhen, sondern muss den Wohlstand einer Gesellschaft insgesamt erhöhen.
10.04.2024 Jeder Fünfte von Armut bedroht
Die Zahl der Menschen, die in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, bleibt hoch. Wie das Statistische Bundesamt anhand von ersten Ergebnissen einer Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) mitteilte, waren 2023 rund 17,7 Millionen Menschen davon betroffen – das sind 21,2 Prozent der Bevölkerung. Gegenüber dem Vorjahr blieben die Werte nahezu unverändert. 2022 waren 17,5 Millionen Menschen oder 21,1 Prozent der Bevölkerung betroffen.
Quelle: tagesschau.de/wirtschaft/armut-deutschland-116.html
Quelle: taz.de/Der-Gruene-Robert-Habeck-ueber-Wohlstand/!5119247
– gefunden bei der Sonntagsrunde von Kontrafunk am 03.11.2024
Das kommt davon, wenn man Ideologen an die Schaltstellen der Macht lässt.
Aber wie bei allen Narzissten üblich, sind am Scheitern natürlich die Umstände, die Wirtschaft und überhaupt alle andere schuld. Putin nicht zu vergessen!
So ein Verhalten ist schon ziemlich erbärmlich.
#JustMy2Cent