Für dumm verkauft

Die Russland-Sanktionen der EU werden richtig teuer
 
Wie irrsinnig die Maßnahmen der EU im Energiebereich und speziell beim russischen Gas sind, zeigen die aktuellen Entwicklungen. Die Gasversorgung in der EU wird immer unsicherer.
 
Vor einigen Tagen habe ich über eine Explosion in einem der größten Terminals zur Verladung von Flüssiggas (LNG) in den USA berichtet. Diese Anlage verflüssigt 20% des gesamten LNG, das die USA exportieren und auf das die EU-Kommission ihre Hoffnungen für die zukünftige Gasversorgung setzt, seit die EU beschlossen hat, sich möglichst schnell von russischem Gas zu trennen. Ich hatte berichtet, dass die Anlage voraussichtlich für drei Wochen ausfällt, was schon schlimm genug wäre. Nun wurde bekannt gegeben, dass die Anlage bis mindestens September ausfällt und auch danach mindestens bis Jahresende nicht in vollem Umfang arbeiten kann.
 
Die EU-Kommission und die EU-Mitgliedsländer haben den Gasmangel selbst verursacht. Man hätte, wenn man die Gasversorgung in Europa sicherstellen wollte, Nord Stream 2 eine vorübergehende Ausnahmegenehmigung erteilen können, um die Gasspeicher für den nächsten Winter zu füllen. Man hätte auf Kanada einwirken können, damit es solche entscheidenden Bauteile in die Sanktionslisten aufnimmt. Man hätte eine ganze Menge tun können, wie wir gleich sehen werden, denn es gibt noch mehr hausgemachte Probleme.
 
Hinzu kommt zum Beispiel, dass die Jamal-Pipeline, die russisches Gas über Weißrussland und Polen nach Deutschland pumpt, ebenfalls de facto stillgelegt wurde. Der Grund ist, dass Polen den Import von russischen Gas, und damit auch seine Durchleitung nach Deutschland, eingestellt hat. Seitdem fließt russisches Gas aus Deutschland nach Polen und nicht mehr umgekehrt, wodurch noch weniger Gas in den deutschen Speichern landet.
 
Wir haben also zwei wichtige Pipelines aus Russland, die betriebsbereit sind, über die die EU und ihre Mitgliedsstaaten aus politischen Gründen aber kein russisches Gas beziehen wollen, aber die Schuld für die Gaskrise und die explodierenden Preise für Strom und Heizung wird von Politik und Medien Russland zugeschoben.
 
Und als wäre das noch nicht genug, hat Spanien einen Streit mit Algerien angefangen, woraufhin Algerien, das Spaniens Gasversorger ist, die Lieferverträge gekündigt hat.
 
Die deutsche Bundesregierung war so intelligent, die deutsche Gazprom-Tochter, die einen großen Teil des deutschen Gases importiert, unter staatliche Zwangsverwaltung zu stellen und damit de facto zu enteignen. Das Bundeswirtschaftsministerium, das von dem Kinderbuchautor Robert Habeck geführt wird, hat diesen „schlauen Schachzug“ damit begründet, dass man so die rechtzeitige Füllung der deutschen Gasspeicher vor der nächsten Heizsaison sicherstellen wollte.
 
Das Gegenteil ist passiert, denn Gazprom hat daraufhin begonnen, seiner ehemaligen Tochtergesellschaft Gas nicht mehr zu Vorzugspreisen, sondern zu Marktpreisen zu verkaufen. Dadurch ist die, nun vom Wirtschaftsministerium des Superministers Habeck geleitete, Firma in finanzielle Schieflage geraten und muss mit einem Sonderkredit aus Steuermitteln von bis zu zehn Milliarden Euro gestützt werden. Eine Rückzahlung des „Kredits“ ist unwahrscheinlich, stattdessen soll das Geld in Eigenkapital umgewandelt werden.
 
Wir dürfen nicht vergessen, dass die Gas- und Energiekrise mit den plötzlich explodierenden Preisen für Strom und Heizung bereits im letzten Oktober begonnen hat. Da gab es noch keinen bösen „russischen Angriffskrieg“ und keine europäischen Sanktionen gegen russisches Öl und Gas, aber die Gasspeicher in Europa waren trotzdem viel gering befüllt. Das war ein Ergebnis der Politik der EU-Kommission der letzten Jahre.
 
Über die Gründe für die Energiekrise in Europa habe ich oft berichtet, aber zum Verständnis fasse ich sie hier noch einmal kurz zusammen.
 
Erstens: Der Winter 2020/2021 war kalt, weshalb viel Gas verbraucht wurde. Pipelines und Tanker reichen nicht aus, um im Winter genug Gas nach Europa zu bringen, weshalb die Gasspeicher normalerweise im Sommer aufgefüllt werden. Das ist in diesem Jahr ausgeblieben und während die Gasspeicher normalerweise zu Beginn der Heizsaison zu fast 100 Prozent gefüllt sind, waren es in diesem Jahr nur knapp 75 Prozent.
 
Zweitens: Die Energiewende hat zu einem zu großen Anteil von Windenergie am Strommix geführt. Da der Sommer 2021 aber außergewöhnlich windstill war, fehlte die Windkraft und es wurde unter anderem Gas zur Stromerzeugung genutzt, das eigentlich in die Speicher hätte geleitet werden müssen.
 
Drittens: Der Wunsch vieler europäischer Politiker, russisches Gas durch vor allem amerikanisches Flüssiggas zu ersetzen, hat dazu geführt, dass in Europa nun Gas fehlt. Der Grund: In Asien waren die Gaspreise im letzten Sommer noch höher als in Europa und die fest eingeplanten amerikanischen Tanker sind nach Asien gefahren, anstatt nach Europa.
 
Viertens: Die Reform des Gasmarktes der letzten EU-Kommission hat den Handel mit Gas an den Börsen freigegeben. Dadurch wurde Gas zu einem Spekulationsobjekt. Während Gazprom sein Gas gemäß langfristiger Verträge für 230 bis 300 Dollar nach Europa liefert, ist es für die Importeure ein gutes Geschäft, das Gas an der Börse für 1.000 und mehr Euro weiterzuverkaufen und diese Spekulationsgewinne in Höhe von mehreren hundert Prozent in die eigene Tasche zu stecken.

 
Quelle: anti-spiegel.ru/2022/die-russland-sanktionen-der-eu-werden-richtig-teuer

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