01.11.2025 Deutscher Realitätsverlust: Zornig in den Niedergang
Erinnern Sie sich noch an Elisabeth Kübler-Ross? In den 60er Jahren führte die Schweizer Psychiaterin in ihrer neuen Heimat Chicago Gespräche mit 200 tödlich erkranken Patienten. Dabei stellte sie fest, dass Menschen mit entsprechenden Diagnosen fünf Stadien durchleben: 1. Nicht-Wahrhaben-Wollen, 2. Zorn, 3. Verhandeln, 4. Depression, 5. Akzeptanz.
Deutschland befindet sich irgendwo zwischen Phase zwei und drei. Die letale Diagnose ist gestellt. Man hat es lange nicht wahrhaben wollen und immer wieder verdrängt, obwohl sich die Symptome immer deutlicher zeigten.
Als der Ernst der Lage selbst für die Blauäugigsten nicht mehr zu leugnen war, stellte sich maßlose Wut ein: Wie kann das sein? Deutschland geht es doch so gut. Wir haben aus der Geschichte gelernt. Wir sind progressiv. Wir haben einen tollen Sozialstaat. Und das Klima schützen wir auch.
Nun sind gesellschaftliche Krisen keine tödliche Erkrankung. Das Modell von Kübler-Ross taugt also nur bis zu einem gewissen Punkt als Vergleich. Denn anders als letal erkrankte Patienten könnten Gesellschaften, die Katastrophe vor Augen, theoretisch gegensteuern.
Die Betonung liegt in diesem Fall allerdings auf: theoretisch. Denn praktisch haben moderne Gesellschaften nicht die Fähigkeit zu den harten Kurskorrekturen, die nötig wären. Denn Menschen handeln selten aus Einsicht, sondern allenfalls aus der Not heraus.
Womit wir schließlich bei den Sozialdemokraten wären.
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Genau das sage ich ja auch seit geraumer Zeit.
Der Mensch lernt im Großen und Ganzen auf zwei verschiedene Weisen: entweder durch Wiederholung oder unter Schmerzen.
Bei Bequemlichkeit und/oder Verleugnung lernt er immer auf die zweite Weise. Isso!
#JustMy2Cent