25.05.2023 Macht der Emissionshandel die bessere Klimapolitik?
Ein Emissionshandel für Gebäude und Verkehr macht das Klein-Klein mit Verboten überflüssig, sagen Fachleute. Allerdings hat er einen Haken: Er muss im Geldbeutel spürbar weh tun(!).
Bereits bis 2030 muss der CO₂-Ausstoß um weitere 40% im Vergleich zu heute sinken, 2045 dann bei netto null sein. So wollen es auch fast alle Parteien im Bundestag und fast alle Regierungen in der EU. Es geht um den Beitrag zum globalen Kraftakt [ob China und Indien auch davon wissen?], die Erderwärmung möglichst unter 1,5° Celsius zu halten, in jedem Fall aber unter 2° Celsius.
Wer sich zu wenig oder zu spät um den eigenen Klimaschutz kümmert, wird bei diesem Verfahren mit der Zeit immer stärker draufzahlen. Denn der Preis ist flexibel. Und wenn Menschen oder Firmen deutlich mehr Lizenzen erwerben wollen, als vorhanden sind, steigt er so, dass es im Geldbeutel weh tut(!). Genau das schafft einen starken Anreiz, Emissionen zu vermeiden. Da die erlaubten Treibhausgasmengen jedes Jahr knapper werden, kennt der Preis hauptsächlich eine Richtung: nach oben.
„Der Emissionshandel macht jedem frühzeitig klar, dass CO₂-Ausstoß Geld kostet und immer teurer wird, weil die verfügbaren Mengen knapp sind und schrumpfen“, sagt die Physikerin Brigitte Knopf, stellvertretende Vorsitzende des Expertenrats für Klima-Fragen der Bundesregierung.
Der Anreiz zu schnellem Handeln ist groß: Bis 2019 lag der Preis pro Tonne unter 20 €, in den letzten Jahren dagegen pendelte er schon um die 80 €. 2023 stieg der Preis nun erstmals über 100 € – eine Summe, die großen Einfluss auf Entscheidungen im Unternehmensmanagement hat.
Die Ökonomin Claudia Kemfert(*), Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, warnt davor, einseitig auf den Emissionshandel zu setzen. Denn es sei zweifelhaft, ob Regierung und Politik standhalten könnten, wenn die Preise durch die Decke gehen(!).
Das wird nach Corona und dem Ukraine-Krieg die nächste große Umverteilungsorgie nach oben werden. Die Inflation wird nicht signifikant sinken. Weil Herstellungs- und Transportkosten nicht sinken werden. Nicht sinken können. Zumindest nicht bei uns. Die großen Profiteure werden außerhalb der EU zu finden sein.
Noch betrifft der Handel nur Unternehmen. Künftig werden aber auch Privatleute beim Klimaschutz viel stärker in die Pflicht genommen werden müssen. Der CO₂-Ausstoß aus Gebäuden und Verkehr macht zusammen ein Drittel aller Emissionen aus. Absehbar eskalierende Preise(!) sollten jeden vernünftigen Menschen von fossilen Heizungen abschrecken, selbst wenn er sich nur um seinen Geldbeutel und nicht um das Klima sorgt.
Ende April wurde in Brüssel beschlossen, Gebäude und Verkehr in einem eigenen CO₂-Markt einzubeziehen. Dann sind 75% aller Emissionen vom Handel erfasst, und Verbraucherinnen und Verbraucher werden mit einem Emissionshandel konfrontiert, bei dem sich der CO₂-Preis weitgehend frei am Markt bewegt. Im Gebäude- und Verkehrsbereich könnte der Preis dann rasch über den Zielwert von 45 € pro Tonne hinausschießen und auf 180 €oder sogar 300 € steigen, sagen Experten. Das würde bei Häusern mit Öl- und Gasheizungen Mehrausgaben von vielen hundert Euro pro Jahr bedeuten.
Klimaforscher Ottmar Edenhofer und andere fordern nun, die Einführung eines verschärften Emissionshandels in Deutschland von 2027 auf 2024 vorzuziehen. Dass dies schnell zu steigenden Kosten für Heizungsbesitzer und Autofahrer führen würde, verschweigen aber Habecks Kritiker. Sie erwecken den Eindruck, als könnte es Klimaschutz zum Nulltarif geben, was nicht stimmt. Im Gegensatz zu einem Verbot mit seinen klaren Regeln geht es beim Emissionshandel zu wie an der Rohstoffbörse – übersteigt die Nachfrage das Angebot, klettern die Kosten für Verbraucher in die Höhe.
Christian Flachsland, Direktor des Centre for Sustainability an der Hertie School in Berlin, warnt deshalb vor den sozialen Folgen, wenn der Emissionshandel die Kosten stark steigen lässt. Er fürchtet massive soziale Verwerfungen und eine „explosive Stimmung“ in Deutschland und vor allem in Osteuropa. Um das zu verhindern, müsse schnell ein sozialer Ausgleich für die wachsenden CO₂-Kosten geschaffen werden. Ohne Ausgleich werde es zu einem gewaltigen politischen Backlash kommen, der die ganze Klimaschutzpolitik gefährden könne.
Quelle: spektrum.de/news/emissionshandel-macht-ein-co2-preis-die-bessere-klimapolitik/2144610
„Sozialer Ausgleich“ heißt entweder noch mehr Staatsschulden oder höhere Steuern. Und dass „massive soziale Verwerfungen“ befürchtet werden, spricht Bände.
Das moderne Raubrittertum hat gerade erst angefangen. Es geht nicht um die „Rettung der Welt“. Es geht im besten Fall darum, Ideologien gnaden- und rücksichtslos auf dem Rücken der Bürger durchzusetzen. Im schlimmsten Fall geht es um den Wahn von Soziopathen und Psychopathen, die Welt nach ihren Vorstellungen umzugestalten.
Möglicherweise ist aber auch nur meine Glaskugel kaputt und wir leben 2030 im besten Paradies aller Zeiten. Wer weiß?
#JustMy2Cent
(*) Claudia Kempfert ist übrigens die „Expertin“, die behauptete, Kohlestrom „verstopfe“ die Netze.