„Alles andere als beruhigend“

16.01.2024 Einen Tag nach Stromspar-Appell gibt Netzbetreiber jetzt Blackout-Tipps
 
Wenig beruhigend ist für manche auch die jüngste Meldung ganz oben auf der Internetseite des Netzbetreibers TransnetBW. Unter der Überschrift „Warum diesen Winter die Lichter nicht einfach ausgehen“ finden Kunden ein FAQ, das alle Fragen rund um einen Blackout beantwortet.
 
In Kombination mit dem aktuellen Stromverbrauch in Baden-Württemberg, der ebenfalls auf der Startseite des Netzbetreibers zu finden ist, könnte dies die Angst vor einem Blackout im Südwesten Deutschlands erneut schüren. Während um 7:30 Uhr die gesamte Stromerzeugung in Baden-Württemberg bei 4094 Megawatt lag, betrug die regionale Last zur gleichen Zeit mehr als das Doppelte: 9380 Megawatt.
 
Im FAQ heißt es: „Viele Menschen schauen mit Sorge auf unsere Stromversorgung.“ Dies sei angesichts der sich stark verändernden Energielandschaft verständlich. Hinsichtlich der Stromversorgungssicherheit müsse sich aber niemand „allzu große Sorgen“ machen.

 

Was sollen die auch sonst sagen? „Leute, wir müssen euch leider mitteilen, dass die Energieversorgung kurz vor dem Kollaps steht“?

 

Ein Blackout, also ein „ein unkontrollierter, großflächiger und lange andauernder Stromausfall“, sei aber nicht zu erwarten.
 
Denn: „Die Übertragungsnetzbetreiber halten einen Blackout für sehr unwahrscheinlich. Sie haben viele Möglichkeiten, das Stromnetz stabil zu halten. Und wenn alle Stricke reißen, werden sie die Verteilnetzbetreiber anweisen, den Strom vorübergehend abzuschalten – ganz kontrolliert, nur für wenige Stunden und regional begrenzt.“

 

In dem Beitrag „Teure Redispatch-Maßnahmen und kein Ende abzusehen“ vom 14.07.2024 kann man in einer Grafik sehr gut erkennen, wie sich die Kosten entwickelt haben. Seit 2022 haben sich die Eingriffe nochmals erhöht:
 
Redispatchmaßnahmen 2022
 

 
Am 18.01.2021 lag die Zahl der Eingriffe bei 611, am 18.01.2022 bei 645, am 18.01.2023 bei 858 und am 18.01.2024 bei 850. Tendenziell ist daher nicht zu erwarten, dass die Redispatchmaßnahmen reduziert werden.
Quelle: netztransparenz.de

 

Ein solches Szenario nennt sich „Brownout“, schreibt TransnetBW weiter. Konkret bedeutet das, dass „in kleinen Bezirken abwechselnd der Strom abgeschaltet wird, normalerweise nirgendwo länger als 90 Minuten am Stück“.
 
Zwar gehöre das deutsche Stromnetz zu den sichersten der Welt, betonen Experten. „Trotzdem kann nie ausgeschlossen werden, dass eine Verkettung ungünstiger Umstände zu einem Brownout führt“, heißt es im FAQ. Das Brownout-Risiko sei in letzter Zeit zwar gestiegen, aber immer noch sehr gering.
 
Und schließlich der Tipp für alle: „Eigentlich muss niemand mehr tun, als das, was ohnehin immer schon ratsam war: Auf ein paar Stunden ohne Strom vorbereitet sein.“
Quelle: focus.de/finanzen/news/strom-stress-in-baden-wuerttemberg-einen-tag-nach-stromspar-appell-gibt-netzbetreiber-jetzt-blackout-tipps_id_259580388.html
– gefunden bei Blackout-News.de

 

„Och, ein paar Stunden ohne Strom? Das passiert schon nichts!“
 
Tatsächlich?

 

15.11.2023 Das unterschätzte Risiko: Folgen einer möglichen Strommangellage
 
Das Thema Brownout geht wie ein Blackout weit über einen temporären Stromausfall hinaus und wird oft unterschätzt. Bei geplanten Flächenabschaltungen käme es wie bei einem Blackout zu weitreichenden Infrastruktur-, Kommunikations- sowie Logistik- und Versorgungsunterbrechungen mit schwerwiegenden Folgen.
 
In Österreich und Deutschland wurde ein dreistufiges Verfahren vorbereitet.
 
ᐅ In Stufe 1 wird die Öffentlichkeit zum Stromsparen aufgefordert. Bei Bedarf werden zusätzlich Nutzungsbeschränkungen oder -verbote erlassen.
ᐅ In der Stufe 2 käme es zu einer Kontingentierung für Großverbraucher, die dann ihren Strombezug entsprechend reduzieren müssten, was nicht überall ohne weiteres möglich ist. Sollten diese Kontingentierungen nicht ausreichen, müsste Stufe 3 verordnet werden.
In der Stufe 3 würden in Österreich den Bundesländern Stromkontingente zugewiesen. Durch daraus resultierende Unterdeckung könnte dann zu temporären Flächenabschaltungen führen. Hierzu wurden in den Bundesländern unterschiedliche Abschaltzonen vorbereitet.
Quelle: risknet.de/themen/risknews/folgen-einer-moeglichen-strommangellage/

 

Wie sieht „Stufe 3“ in Deutschland aus?

 

31.07.2023 Brownout: Was das für Unternehmen bedeutet und wie sie sich vorbereiten können
 
In der ersten Eskalationsstufe wird die Öffentlichkeit zum Stromsparen aufgerufen. In dieser Stufe befinden wir uns seit März 2022. In der Stufe 2 bekommen definierte Großverbraucher in der Industrie die Anweisung, den Stromverbrauch zu senken oder komplett einzustellen. Sollte das auch nicht ausreichen oder schnell genug greifen, würde es in der Stufe 3 zu angekündigten oder unangekündigten Flächenabschaltungen kommen.

 

Ich spekuliere mal: Eine unangekündigte Flächenabschaltung kommt dann zum Tragen, wenn sich die Situation einem Punkt nähert, bei dem ein Blackout im Rahmen des möglichen liegt. Um diesen zu vermeiden, zieht man den Stecker.

 

Laut der Energieberatungsagentur „Energy Brainpool“ würde eine Abschaltung höchstwahrscheinlich mindestens einen Tag im Voraus angekündigt. Die ARD Tagesthemen waren im Dezember 2022, als Brownouts Medienthema waren, zu Besuch bei der Netzgesellschaft Niederrhein in Krefeld.
 
Die Geschäftsführung bereitete sich damals auf einen etwaigen Brownout vor und erwog den kontrollierten Lastabwurf für die Dauer von 90 Minuten in einzelnen Stadtteilen. Reagieren müsse man, wenn man die Anweisung vom zuständigen Übertragungsnetzbetreiber Amprion erhielte. Die Vorwarnzeit betrüge 12 Minuten, zu wenig Zeit für Unternehmen und Menschen, sich entsprechend vorzubereiten.
 
Eine Abschaltzeit von 4 Stunden klingt zunächst nicht allzu bedrohlich, hätte aber in der Regel massive Auswirkungen auf andere Infrastrukturbereiche, die oft unterschätzt werden. Es kommt auch auf die Ausgangssituation an und ob eine solche Maßnahme einmalig, über mehrere Tage oder sogar länger durchgeführt werden müsste. Dies würde dann zu rollierenden Abschaltungen führen, die je nach Bereich massive Auswirkungen in der hoch vernetzten Produktion und Logistik und damit in der Grundversorgung der Bevölkerung auslösen würden.
 
Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass es bei solchen Flächenabschaltungen zu erheblichen Spannungs-, Frequenz- und Stromschwankungen kommen kann, die empfindliche Geräte (IT-Systeme, Gebäude- oder Prozessleittechnik etc.) beschädigen können. Abgesehen davon fiele auch die Telekommunikationsversorgung (Handy, Festnetz, Internet) aus und es wäre, wie bei einem Blackout, mit Wiedereinschaltproblemen zu rechnen.
 
Das Thema Brownout geht also weit über einen temporären Stromausfall hinaus und wird oft unterschätzt. Bei geplanten Flächenabschaltungen käme es, ähnlich wie bei einem Blackout, zu massiven Logistik- und Versorgungsunterbrechungen mit weitreichenden Folgen.
Quelle: https://www.bredenoord.com/de/wissen/brownout-folgen-ablauf-vorsorge-unternehmen/

 

Unser Nachbar Österreich trifft schon seit Längerem Vorbereitungen sowohl für Brownouts als auch für Blackouts. Von deutscher Seite habe ich bisher wenig bis gar nichts gehört.
 
Aber … es wird schon alles gutgehen. Ganz bestimmt!

 

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