Wenn Finanzinteressen grüne Moral schlagen

15.11.2025 „Sie haben gewonnen“: EU gibt US-Druck nach – und kippt strenge Klima-Regeln
 
Die EU hat ihre geplanten ESG-Vorgaben für Unternehmen überraschend weit zurückgefahren. Auslöser ist eine ungewöhnlich breite internationale Protestwelle – darunter starker Druck aus den USA und eine offene LNG-Drohung aus Katar.
 
Laut „Bloomberg“ fallen künftig über 90% der Unternehmen, die ursprünglich unter den Regeln erfasst worden wären, aus dem Geltungsbereich heraus. Verpflichtende Klimatransitionspläne wurden gestrichen, eine EU-weite Haftungsregel gekippt.
 
Die Entscheidung des Parlaments ist eine direkte Weiterentwicklung dessen, was vor wenigen Tagen mehrere Medien berichtet hatten: Die USA und Katar hatten Brüssel massiv aufgefordert, seine Nachhaltigkeitsregeln zu entschärfen – sonst drohten wirtschaftliche und energiepolitische Konsequenzen.
 
Die USA und Katar waren dabei nicht allein. Wie „Telepolis“ berichtete, warnte eine Allianz aus Japan, Indien, Australien und Südkorea vor „ungewollten rechtlichen und wirtschaftlichen Hürden“, sollte die EU ihre Regeln nicht entschärfen. Die Sorge: Die extraterritoriale Wirkung der EU-Vorgaben könne ihre eigenen Unternehmen in Rechtsrisiken stürzen.
 
Noch vor zwei Wochen hatten Vertreter der EU-Kommission erklärt, man wolle lediglich „vereinfachen“. Jetzt zeigt sich: Die EU geht weit über technische Anpassungen hinaus und kehrt zentrale Bestandteile ihrer einst als global führend geltenden ESG-Agenda um.
 
Beobachter in Brüssel zeigen sich überrascht von der Geschwindigkeit, mit der das Parlament die Regeln abgeschwächt hat.
 
Viele Abgeordnete sehen in der Entscheidung auch einen Befreiungsschlag. „Wir haben die Wettbewerbsfähigkeit zurück auf die Agenda gesetzt“, sagte der schwedische EU-Parlamentarier Jörgen Warborn.
 
Ganz anders fallen die Reaktionen der Grünen aus. Die abgestuften Regeln seien ein „historischer Rückschritt“, sagte Fraktionschefin Terry Reintke. Europa verliere sein zentrales Instrument, um Unternehmen weltweit zu höheren Umwelt- und Menschenrechtsstandards zu bewegen.

 
Quelle: berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/90-prozent-kahlschlag-eu-streicht-nach-us-druck-strenge-klima-regeln-li.10005780 (Abo)
 

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