01.07.2019 Überblick über das Saatgutrecht
Innerhalb der Europäischen Union darf nur Saatgut zugelassener Pflanzensorten vermarktet werden. Eine Sorte wird zugelassen, wenn sie unterscheidbar, homogen und beständig ist, landeskulturellen Wert hat und ihr Name eintragbar ist. Für die Prüfung und die Zulassung neuer Sorten ist das Bundessortenamt zuständig.
Quelle: bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/pflanzenbau/saatgut-und-biopatente/saatgutrecht.html
12.01.2022 Chemiekonzerne: Pestizide & Saatgut versprechen große Geschäfte
Die meisten Agrochemiekonzerne wie Bayer oder Syngenta entstanden aus Chemie- oder Pharmafirmen, deren Gründungen teils bis ins 19. Jahrhundert zurückgehen. Zu ihrer heutigen Form haben sie sich entwickelt, als sie mit dem Aufkommen der Gentechnik in der Landwirtschaft ab Mitte der 1990er-Jahre ein neues Geschäftsmodell in der Kombination von Pestizid- mit Saatgutverkäufen entdeckten. In großer Zahl kauften sie kleinere Saatguthersteller auf und spalteten rund um die Jahrtausendwende die Agrarsparte vom restlichen Geschäft ab, um neue spezialisierte Konzerne zu bilden. In den letzten Jahren haben sich die Anteile dieser Konzerne am Weltmarkt nochmals stark vergrößert.
Vier Konzerne – die Syngenta Group, Bayer, Corteva und BASF – teilten sich 2018 etwa 70% des Weltmarktes für Pestizidet. Zum Vergleich: 1994 betrug der Marktanteil der vier größten Anbieter 29%. Im Saatgutsektor – der heute von genau denselben Konzernen angeführt wird – stieg der Anteil der größten Vier im selben Zeitraum von 21% auf 57%.
Quelle: boell.de/de/2022/01/12/chemiekonzerne-pestizide-saatgut-versprechen-grosse-geschaefte
02.04.2022 Terminator-Technologie: nur einmal keimendes, gentechnisch verändertes Saatgut
Mit der Terminator-Technologie wird Saatgut gentechnisch so verändert, dass es nur einmal keimt. Die Pflanzen, die dieses Saatgut hervorbringt, bilden unfruchtbare Samen aus. Das gentechnisch veränderte Saatgut verfügt über eine eingebaute Unfruchtbarkeit.
Wozu dient diese Technologie und warum wird sie angewendet, wenn dieses Verfahren umstritten ist? Die sterilen Samen der Kulturpflanzen können nicht für den weiteren Anbau verwendet werden. Profiteure dieser Technologie sind die Saatguthersteller. Sie verhindern, dass Landwirte, professionelle Gärtner und Hobbygärtner von ihren Nutzpflanzen Samen gewinnen und damit ihre eigenen Pflanzen züchten.
Die Saatguthersteller sichern sich mit der Terminator-Technologie ihre Existenz, da sie die Mehrfachverwendung und den unkontrollierten Nachbau des Saatguts verhindern. Nach jeder Saison müssen Landwirte und Gärtner neues Saatgut kaufen. Für Landwirte, Profigärtner und Hobbygärtner ist die Technologie nachteilig, da sie mit hohen Kosten verbunden ist. Das betrifft vor allem die Landwirte in den Entwicklungsländern, die nur wenig Geld zur Verfügung haben.
Quelle:samenhaus.de/gartenblog/terminator-technologie-nur-einmal-keimendes-gentechnisch-veraendertes-saatgut
11.04.2022 Monsanto, die Pestizid-Vergiftung und das Brokkoli-Patent
Lebensformen wie zum Beispiel Organismen, Saatgut, Zelllinien und Gene sind Entdeckungen und keine Erfindungen. Daher kann kein Patent auf sie angemeldet werden. Leider nur theoretisch, denn in der Praxis sieht es mittlerweile ganz anders aus.
So wurden in den letzten 20 Jahren bereits 2.250 Pflanzen und 1.330 Tiere durch das Europäische Patentamt patentiert. Zumeist handelt es sich um Patente auf gentechnisch manipulierte Wesen. Mittlerweile werden jedoch auch verstärkt solche Pflanzen und Tiere patentiert, die auf herkömmliche Weise gezüchtet wurden.
Mit der Patentierung werden sie zum Eigentum großer Konzerne wie Monsanto, Bayer und BASF.
Quelle: zentrum-der-gesundheit.de/bibliothek/umwelt/pestizide-uebersicht/gentechnik-monsanto-ia
21.11.2023 EU-Saatgutrecht in der Kritik: Alte Sorten sollen gefördert werden
Die Reform des EU-Saatgutrechts sei eine wichtige Entscheidung für die Zukunft der Lebensmittel und der Landwirtschaft. Vielfalt müsse oberste Priorität im EU-Saatgutrecht haben. Der aktuelle Vorschlag gefährde die Erhaltung und Verbreitung der Kulturpflanzenvielfalt und missachte das Recht der Bauern auf ihr eigenes Saatgut.
„Mit dem Kommissions-Vorschlag für ein neues Saatgutrecht laufen wir Gefahr, dass globale Konzerne die Kontrolle über unsere Lebensmittel erlangen“, sagt Prieler. Er belaste die wichtige Arbeit der Saatguterhalter übermäßig und missachte das Recht der Bauern auf ihr eigenes Saatgut. Laut Prieler müssten viele Akteure der Vielfalt ihre Arbeit aufgeben, die Kulturpflanzenvielfalt würde irreparablen Schaden nehmen. Solche Regeln seien gerade in Zeiten von Klima- und Biodiversitätskrise völlig untauglich und der Vorschlag damit inakzeptabel.
Quelle: topagrar.com/acker/news/eu-saatgutrecht-in-der-kritik-alte-sorten-sollen-gefoerdert-werden-13533010.html
Dabei war das Thema eigentlich schon vom Tisch.
12.07.2012 Gerichtshof kippt Saatgut-Monopol der Konzerne
Europas Bauern dürfen selbst Saatgut aus alten, amtlich nicht zugelassenen Pflanzensorten herstellen und vermarkten. Die umstrittene EU-Richtlinie verbiete dies nicht, entschied nun der Europäische Gerichtshof (EuGH). Das Urteil hat eine große Bedeutung für Verbraucher, Landwirte und Agrarindustrie.
Denn künftig dürfen Bauern ihre alten Gemüse- oder Getreidesorten auch dann anbauen, wenn industrielle Saatguthersteller sie nicht mehr anbieten. In Deutschland machte vor Jahren der Fall der Kartoffelsorte Linda Schlagzeilen. Diese wurde vom Hersteller aus dem Saatgutregister genommen, weil die Firma verhindern wollte, dass die Landwirte die Sorte lizenzfrei nutzen. Bauern und Verbraucher beschwerten sich über das Verschwinden der beliebten Sorte. Mit dem Urteil des EuGH wäre ein solcher Fall künftig nicht mehr möglich. Denn jeder Bauer kann nun die gewünschte Sorte anbauen und vertreiben.
Quelle: spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/eugh-richter-kippen-saatgut-monopol-der-konzerne-a-844019.html
Was die Pharmaindustrie für die Menschen ist, ist die Chemieindustrie für Pflanzen. Sie können beide sehr hilfreich sein, aber auch sehr schädlich. Wie schädlich die Pharmaindustrie sein kann, habe ich in dem Beitrag „Warum ich der Pharmaindustrie misstraue“ ausführlich erläutert. Hier reiße ich die unselige Kombination zwischen „nur einmal keimendem Saatgut“, „darauf abgestimmte Pestizide“, „Patente auf Saatgut“ und „abgelaufene Patente weiter nutzen“ nur an.
Dünger und Pestizide sind wichtig. Ihnen verdanken wir unter anderem auch, dass der Hunger in der Welt immer weniger wurde.
Quelle: welthungerhilfe.de/hunger/welthunger-index
Aber wenn die Gier der Konzerne weiter steigt, wenn Saatgut weiter „patentiert“ wird, wenn dieses weiter nur einmal ausgesät werden kann, wenn die Nutzung von nicht patentiertem Saatgut von der EU durch die Hintertür verboten wird, wenn aggressive Pestizide weiter nicht patentiertes Saatgut vernichten und ähnlich wie Antibiotika weiter ihre Wirksamkeit verlieren, dann könnte das in der größten Katastrophe enden, die die Menschheit je erlebt hat.
Klingt dystopisch? Ja, das tut es. Das soll es auch. Denn ich bezweifle, dass die Verantwortlichen – also die Konzerne, deren Investoren und Lobbyisten, wie auch korrupte Politiker – die Konsequenzen ihres Handelns bis zu Ende gedacht haben. Für die zählt nur eins: die Aktienkurse und der Profit.
Und Politiker wie von der Leyen stehen dabei jederzeit mit der Umsetzung der passenden Gesetze hilfreich „Gewehr bei Fuß“.
#JustMy2Cent