Von „Wir liefern Helme“ zu „Deutsche Soldaten in die Ukraine“

12.06.2024 Sigmar Gabriel bringt deutsche Truppen für Ukraine ins Spiel
 
Angesichts der schwierigen Lage in der Ukraine fordert der frühere Außenminister Sigmar Gabriel eine härtere Gangart gegenüber Russland – notfalls mit deutschen Soldaten.
 
„Aber wir werden Russland noch einmal so niederringen müssen, wie wir das im Kalten Krieg mit der Sowjetunion gemacht haben“.

 

Inzwischen sind die alle übergeschnappt.
 
„Russland niederringen wie die ehemalige Sowjetunion“? Da wurde gar nichts „niedergerungen“. Die Sowjetunion zerfiel, weil deren Konzept, der Sozialismus, nicht mehr funktionierte. Das jetzt als „westlichen Sieg“ zu verbuchen, ist einfach nur erbärmlich.

 

„Es braucht das klare Signal an Putin: Stopp diesen Krieg – oder wir tragen ihn zu dir. Wenn das heißt, dass deutsche Raketenabwehrsysteme mithilfe der Bundeswehr Flugverbotszonen in der Ukraine durchsetzen, um damit ukrainische Städte vor den russischen Angriffen auf die Zivilbevölkerung zu schützen, würde ich Herrn Putin nicht schon wieder versprechen, dass wir das nie tun werden.“

 

Die wollen den Krieg mit Russland. Anders kann ich mir solche Aussagen nicht erklären.
 
Laut Umfragen sind auch immer mehr Deutsche dafür, die Ukraine militärisch stärker zu unterstützen. Und für die Rückkehr der Wehrpflicht.
 
Tja! Am 06.08.1914 richtet Kaiser Wilhelm einen Kriegsaufruf an das deutsche Volk. Am 18.02.1943 fragte Göbbels im Berliner Sportpalast „Wollt ihr den totalen Krieg?“ Beide Male jubelten die Deutschen.
 
Sollten die Umfragen stimmen, wäre das ein absoluter Gesellschafts-Gau. Denn dann funktioniert die Propaganda wieder einmal perfekt, aber „wir“ hätten aus der Geschichte absolut nichts gelernt.
 
Sollten die Umfragen manipuliert sein, was nicht auszuschließen ist, wäre das ein politischer Super-Gau. Denn dann würden wieder einmal ein Handvoll machthungrige und geldgeile Psychopathen und deren Marionetten diese Welt in den Abgrund stürzen.

 

Putin denke längst weit über die Ukraine hinaus. „Er führt einen Krieg gegen den Westen, den er für dekadent hält, dessen Werte er ablehnt und als Gefahr für seine Macht sieht. Deshalb müssen wir Russland weit härter entgegentreten, als wir das bislang tun.“

 

Sigmar Gabriel, der sozialfreiheitlichwertedemokratische Kaffeesatzleser. Wer, wie ich, regelmäßig den Anti-Spiegel liest, weiß, dass Putin keinen Krieg mit „dem Westen“ will und schon gar nicht führt.
 
War der Einmarsch der Russen in den Donbass völkerrechtswidrig? Keine Ahnung! Das müssen andere klären. Eins ist aber klar: Der Konflikt wurde bereits 2014 angefacht – mit Unterstützung „des Westens“. Und seitdem wird dieser Konflikt am Leben gehalten – mit Rückendeckung „des Westens“. Und Friedensverhandlungen wurden 2022 verhindert – durch „den Westen“. Heuchlerischer geht’s also kaum.
 
Zu den Aussagen „westliche Werte ablehnen“ und „dekadent“: Welche „westlichen Werte“ meint denn der Wertewesten-Politiker? Das Selbstbestimmungsgesetz (also Männer in Schutzräumen für Frauen)? Christopher-Street-Day-Paraden (vollkommener Verlust des Schamgefühls)? Feministische Furien, die gegen „den alten, weißen Mann“ (also im Grunde auch ihn) zu Felde ziehen? Das Bildungsniveau im ehemaligem Land der Dichter und Denker? Christliche Kirchen, die sich (wieder mal) dem aktuellen Zeitgeist unterordnen, statt christliche Werte zu vertreten?
 
Diese Liste könnte ich noch fortsetzen, aber ich denke, Ihr wisst, worauf ich hinaus will. Ich denke nicht, dass Putin „den Westen“ oder Deutschland für dekadent hält. Nur deren Politik(er). Denn er ist sich sehr wohl darüber im Klaren, dass das in der Gesellschaft zum Teil anders aussieht. Woher ich das weiß? Weil ich seine Reden gelesen habe.
 
Kommen wir zu „der Westen“ ist eine „Gefahr für seine Macht“: Russland ist ein Atommacht. 2022 verfügte das Land (laut westlicher Medien) über 5.977 Atomsprengköpfe. Vor diesem Hintergrund würde ich mir als deutscher Kriegstreiber zweimal überlegen, wo die Macht tatsächlich liegt.
 
Die NATO kündigte im Januar ein Manöver mit circa 90.000 Soldaten an der russischen Grenze an, das im Mai abgehalten wurde. Zeitgleich probte Russland an seinen Grenzen ein Atommanöver. Ein typisch militärischer Schwanzvergleich, allerdings ein verdammt gefährlicher. Denn es muss nur einer die Nerven verlieren und wir alle verlieren.
 
1962 zum Beispiel stand die Welt schon einmal knapp vor einer solchen Katastrophe.

 

Kubakrise 1962
 
Am 24. und 25.10.1962 stoppten sowjetische Transportschiffe vor der von der amerikanischen Navy markierten Quarantänelinie. Es war ein erster Hinweis auf eine Entspannung, doch bald sollte es wieder gefährlich werden. Während Major Richard Heyser [Anmerkung: Der Pilot der am 14.10.1962 mit seinem U-2-Aufklärungsflugzeug über Kuba geflogen war und Fotos über Abschussvorrichtungen für Mittelstreckenraketen geschossen hatte] später zu Präsident Kennedy ins Weiße Haus eingeladen wurde, hatte ein anderer Pilot weniger Glück.
 
Major Rudolf Andersons U-2 wurde am 27.10.2024 von einer sowjetischen Flugabwehrrakete über Kuba abgeschossen. Eine Eskalation schien erneut möglich. Kennedy sprach davon, dass die andere Seite den ersten Schuss gefeuert habe und nun eine neue Situation eingetreten sei. Aber beide Regierungen erkannten, wie schnell die Lage, auch aufgrund von Entscheidungen lokaler Kommandanten, außer Kontrolle geraten konnte.
 
Erst später wurde bekannt, wie nah am Atomkrieg man durch einen Vorfall auf hoher See gestanden hatte. Amerikanische Zerstörer warfen Signalwasserbomben über dem sowjetischen U-Boot „B-59“ ab, um es zum Auftauchen zu zwingen. Dessen Kapitän, Walentin Sawizki, hatte in der von dem Boot eingenommenen Tauchtiefe keinen Funkkontakt zu seinen Vorgesetzten; das amerikanische Vorgehen ließ ihn vermuten, dass Krieg ausgebrochen war. Sawizki wollte mit einem nuklear bestückten Torpedo antworten, was wohl einen Atomkrieg zwischen den Supermächten ausgelöst hätte. Der Einspruch des an Bord befindlichen Kommandanten der vor Kuba operierenden U-Boot-Flottille, Wassili Archipow, verhinderte den Einsatz der Waffe. Der 1998 gestorbene Archipow wird seither verschiedentlich als «der Mann, der die Welt rettete» bezeichnet.
 
Noch am Abend des 27.10.2024 kam es zum diplomatischen Durchbruch. Robert Kennedy, der Bruder und engste Vertraute des Präsidenten, traf sich mit dem Sowjetbotschafter Anatoli Dobrynin. Dabei sagte er diesem zu, dass die USA in leichtem zeitlichem Abstand nach dem Abbau der sowjetischen Raketen auf Kuba ihre eigenen, in der Türkei stationierten Systeme abziehen würden. Die Bedingung dafür war einzig, dass man diese Verknüpfung nicht öffentlich machen würde. Moskau ging darauf ein. Von einem atomaren Erstschlag gegen die USA, wie ihn der kubanische Scharfmacher Fidel Castro forderte, wollte Chruschtschow nichts wissen.
Quelle: nzz.ch/international/kubakrise-1962-wie-kennedy-und-chruschtschow-den-ausweg-fanden-ld.1706854

 

Gabriel forderte vom Westen eine Doppelstrategie: „Putin unseren Eisenfuß entgegenstellen und zugleich nach Gesprächsformaten und damit nach Auswegen aus dem Krieg suchen.“

 

Ja, genau! Weil das mit dem „Eisenfuß“ in der Vergangenheit schon so hervorragend funktioniert hat.

 
Quelle: epochtimes.de/politik/deutschland/gabriel-bringt-deutsche-truppen-fuer-ukraine-ins-spiel-a4739263.html
 

Die meisten westlichen Staaten, besonders die USA, sind bis über beide Ohren verschuldet. Eine solche Verschuldung lässt sich durch drei Szenarien beseitigen: Inflation, Währungsreform oder Krieg.
 
Wie es scheint, hat sich der „Wertewesten“ für Letzteres entscheiden.
 
#JustMy2Cent
 
Giorgio Agamben von TKP sieht vieles übrigens ähnlich:

 

11.06.2024 Die Erfindung des Feindes
 
Ich glaube, viele haben sich gefragt, warum der Westen und insbesondere die europäischen Länder durch eine radikale Änderung der Politik, die sie in den letzten Jahrzehnten verfolgt hatten, plötzlich beschlossen haben, Russland zu ihrem Todfeind zu machen. Eine Antwort ist durchaus möglich. Die Geschichte zeigt, dass, wenn die Prinzipien, die die eigene Identität sichern, aus irgendeinem Grund versagen, die Erfindung eines Feindes das Mittel ist, das eine – wenn auch prekäre und letztlich ruinöse – Auseinandersetzung mit ihm ermöglicht. Genau das geschieht jetzt vor unseren Augen.
 
Es ist klar, dass Europa alles aufgegeben hat, woran es glaubte – oder zumindest jahrhundertelang glaubte: seinen Gott, die Freiheit, die Gleichheit, die Demokratie, die Gerechtigkeit. Wenn die Religion, mit der sich Europa identifizierte, nicht einmal mehr von den Priestern geglaubt wird, hat auch die Politik längst ihre Fähigkeit verloren, das Leben der Menschen und der Völker zu lenken.
 
Gegen diejenigen, die stur versuchen, auf diese Weise etwas zu finden, woran sie glauben können, muss man sich daran erinnern, dass der Nihilismus – der Verlust jeglichen Glaubens – der beunruhigendste aller Gäste ist, der nicht nur nicht mit Lügen gebändigt werden kann, sondern nur zur Zerstörung derjenigen führen kann, die ihn in ihr Haus aufgenommen haben.
Quelle: tkp.at/2024/06/11/die-erfindung-des-feindes

 

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