Das Geld muss raus, egal wohin
Das im Jahr 2016 vom Versorger E.ON abgespaltene Unternehmen Uniper ist den meisten vor allem durch die unlängst vereinbarten Stützungsmaßnahmen unter maßgeblicher Beteiligung des Bundes ein Begriff. Die bereits seit Herbst 2021 stark anziehenden europäischen Gasnotierungen und die später folgenden Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland brachten das Unternehmen in Schwierigkeiten. Nun möchte die deutsche Regierung – aus welchen Gründen auch immer – eine Insolvenz des Unternehmens verhindern.
Interessanter als das Konstrukt der Stützungsmaßnahmen ist der Mehrheitseigner von Uniper. Es handelt es sich um den finnischen Versorger Fortum. Dieser wiederum befindet sich zu mehr als 50 %im Besitz des finnischen Staates. Weitere Eigentümer sind finnische Pensionskassen und die finnische Sozialversicherung. Während Anleger sowohl mit der Aktie von Uniper (-84%) als auch mit der von Fortum (-55%) ordnungsgemäß verloren haben, haben die Anleihegläubiger und die kreditgebenden Banken womöglich ebenso große Sorgenfalten auf der Stirn. Uniper hatte vor der Stützungsmaßnahme 4,4 Mrd. Euro Schulden, bei Fortum summieren sich diese auf mehr als 20 Mrd. Euro. Irgendjemand hält diese Schulden in seinen Büchern.
Deutschland erwirbt neu ausgegebene Aktien zum im Vergleich zur aktuellen Quotierung niedrigen, langfristig aber vermutlich immer noch zu hohen Preis von 1,70 €. Zudem erwirbt der Bund eine Zwangswandelanleihe. Nach der Kapitalerhöhung hält Deutschland 30% an Uniper, die Mehrheit verbleibt weiterhin beim finnischen Staat. Dieser Schritt entlastet vor allem die Anleihegläubiger.
Wie in der Finanzkrise die Banken, so darf auch jetzt ein Versorger nicht pleitegehen. Bemerkenswert ist die staatlich finanzierte Stützung eines Konzerns, der mehrheitlich einem ausländischen Versorger gehört, der wieder mehrheitlich in der Hand eines anderen Staates ist. Das wird Ihnen sowohl als Kunde als auch als Steuerzahler sicherlich viel bringen.
Quelle: cashkurs.com/kolumne/beitrag/das-geld-muss-raus-egal-wohin