07.01.2025 Die Agora-Bilanz ist unvollständig
Die „Agora Energiewende“, ein sogenannter „Thinktank“, hat in einer heute herausgegebenen Pressemitteilung die Entwicklung im Energiesektor als großen Erfolg der Energiewende gefeiert, der aber durch die fehlenden Fortschritte bei Wärme und Verkehr getrübt sei.
Tatsächlich sind die CO₂-Emissionen Deutschlands um 12% im Jahr 2024 gefallen, und es ist auch durchaus richtig, dass diese Einsparungen vor allem im Energiesektor angefallen sind. Trotzdem erzählt die Agora nicht die ganze Geschichte.
Zu dieser Geschichte gehört nämlich auch, dass der geringere Einsatz von fossilen Brennstoffen zur Stromerzeugung nicht die Ursache für den Rückgang ist. Vielmehr ist die wirtschaftliche Schwäche Deutschlands der wichtigste Treiber für den geringeren CO₂-Ausstoß.
Zu der ganzen Geschichte gehört auch, dass man über die Kosten der Energiewende spricht – was Agora wie immer nicht tut. Wir haben gegenüber 2023 18 Mio. Tonnen eingespart. Aber zu welchen Kosten?
Zur ganzen Geschichte gehört auch, dass die 18 Mio. Tonnen geringere Emissionen in Deutschland nicht bedeuten, dass diese CO₂-Menge tatsächlich nicht emittiert wurde. Der Energiesektor unterliegt dem „Europäischen Emissionshandelssystem“, das heißt, die dort emittierte Menge wird durch die EU reguliert.
Das geschieht durch die Ausgabe von Emissionsberechtigungen im Umfang der noch erlaubten Emissionen. Durch die Stilllegung von Kohlekraftwerken und den Ausbau der Windkraft in Deutschland verringert sich die Menge der Emissionsberechtigungen in Europa nicht.
Die Rechte, die Deutschland nicht mehr braucht, werden woanders ausgeübt. Das ist der berühmte Wasserbetteffekt, der dazu führt, dass die Energiewende in Deutschland ins Leere läuft und die massiven Belastungen, die Wirtschaft und Gesellschaft für die Erneuerbaren schultern müssen, komplett umsonst sind.
In 2023 betrug der Anteil erneuerbarer Energie am Primärenergieverbrauch gerade einmal 19,6%. Zwar ist der Anteil bei der Stromerzeugung deutlich höher, aber nur circa 20% unseres Energiebedarfs decken wir durch Strom!
Beim Endenergieverbrauch lag der Anteil der Erneuerbaren zwar etwas höher (circa 21%), aber noch immer sehr weit weg von den angestrebten 100%.
Nun gut, wir haben ja noch 20 Jahre Zeit, die fehlenden 80% draufzupacken. Aber Achtung: Wenn das berühmte Pareto-Prinzip halbwegs zutrifft (und dafür spricht im Falle der Energiewende einiges), dann fallen 80% der Kosten für die letzten 20% an.
Über den Daumen landet man dann bei 5 bis 10 Billionen Gesamtkosten.
Quelle: cicero.de/wirtschaft/studie-zur-energiewende-die-agora-bilanz-ist-unvollstandig