Die Vorstellung der Bundesregierung vs. Amtsschimmel

07.07.2023 Deutschland wird ein modernes Einwanderungsland
 
Fachkräfte sollen schneller und unbürokratischer in Deutschland arbeiten können. Mit einem Gesetz zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung sollen bestehende Hürden abgebaut und die Verdienstgrenze für die Blaue Karte abgesenkt werden. Wer zwei Jahre Berufserfahrung und einen Abschluss im Heimatland hat, kann als Fachkraft nach Deutschland kommen. Neu eingeführt wird eine Chancenkarte mit einem Punktesystem. Das neue Gesetz zeige, dass Deutschland „qualifizierte Zuwanderung nicht nur hinnimmt, sondern auch will“, betont Bundesarbeitsminister Heil.
 
Quelle: bundesregierung.de/breg-de/themen/arbeit-und-soziales/fachkraefteeinwanderungsgesetz-2182168
 

11.07.2023 Warum wirklich so wenige Fachkräfte nach Deutschland kommen
 
Auswärtiges Amt, Sicherheitsbehörden, Bundesagentur für Arbeit, Meldebehörden, Ausländerbehörden und Bundesverwaltungsamt sind nacheinander oder mehrfach beteiligt. Auf der Gegenseite stehen etwa eine Fachkraft aus dem IT-Sektor und der hoffnungsfrohe künftige Arbeitgeber in Deutschland. Beide müssen im Laufe des Verfahrens zahlreiche Dokumente vorlegen, oft im Original und physisch, das heißt: es sind mehrere persönliche Termine wahrzunehmen, die benötigten Zeugnisse und Urkunden müssen mehrfach vorgelegt werden, auch wenn eine Behörde sie bereits gespeichert hat. Dabei kommt es nach den Ermittlungen der Studienautoren durchaus zu kuriosen bürokratischen Folgen: Da zwischen dem Visumtermin im Ausland und dem Vorsprechen bei der Ausländerbehörde (ABH) durchaus weit mehr als ein halbes Jahr liegen kann, müssen bestimmte Dokumente erneut ausgestellt werden, da sie aus Sicht etwa der ABH als veraltet gelten.
 
Vier Datensätze und mindestens zwei physische Akten werden pro Fall angelegt und entsprechend teils per Post oder Boten verschickt. Die Behörden, so die Autoren, verlangen dabei zu verschiedenen Zeitpunkten auch noch unterschiedliche Nachweise: Wo etwa eine Heiratsurkunde oder ein Abschlusszeugnis bei der Auslandsvertretung akzeptiert wird, kann wesentlich später im Verfahren noch die Meldebehörde auf einem eigenen umfassenden Urkundenprüfungsverfahren bestehen. Das macht das Unterfangen aus Sicht eines Unternehmens, das einen Bewerber einstellen will, nahezu zeitlich unkalkulierbar.
 
In vielen Berufen gilt weiterhin ein hohes Mindestgehalt, das ein Bewerber erreichen muss, um auch ohne Anerkenntnis seiner Ausbildung im Heimatland in nicht reglementierten Berufen arbeiten zu dürfen. Ein junger Handwerker erreicht diese Untergrenzen kaum. Weitere Mindestkriterien, Ausnahmetatbestände („Westbalkanregelung“), Feinregulierung: Die Hürden des Gesetzes sind nach wie vor hoch. Jedenfalls wenn man bedenkt, dass aus demografischen Gründen jährlich 400.000 arbeitswillige Fachleute gebraucht werden, und stets um die zwei Millionen Stellen nicht besetzt werden können.
 
Deutsche Metropolen rangieren bei der Beliebtheit unter gebildeten Expats bestenfalls im letzten Drittel der möglichen Destinationen, Mexiko City schlägt Berlin oder München um Längen. Dinge, die ein Unternehmen nicht ändern kann – wie etwa die für manche Migranten unerwartet hohe Steuerlast – wiegen schon schwer, wenn nach wenigen Jahren ein Wegzug denkbar erscheint; in aktuellen Rankings gilt Deutschland unter befragten ausländischen Fachleuten nicht gerade als Einwandererparadies. Dabei wird in Umfragen auch deutlich, dass sogenannte weiche Faktoren viel mehr ausmachen als man meinen sollte. Das Gefühl, willkommen zu sein, gehört dazu. Eine Aufgabe nicht nur, aber auch der Arbeitgeber.

 
Quelle: marktundmittelstand.de/personal/warum-wirklich-so-wenige-fachkraefte-nach-deutschland-kommen
 

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