Energie-Expert:in 🤦

Drohende Dunkelflauten seien selten und beherrschbar, meint Claudia Kemfert (Energie-Ökonomin am DIW in Berlin). Darüber hinaus sagt sie:

 

Wir haben uns die Szenarien sehr genau angeschaut. Das betrifft zwei Wochen im Januar, wo es auftreten kann, wo wenig Solarenergie und wenig Windenergie stattfindet und dann muss man sich vorbereiten – wir nennen das in der Fachsprache sogenannte Flexibilitäts-Optionen. Das System ist hier sehr … hat höhere Schwankungen und ist eben nicht analog, sondern sehr digital, sehr smart und sehr flexibel. Und das funktioniert dann auch.
 
Das gibt es noch nicht; man muss da hinein investieren. Und dieses System müssen wir jetzt schnell aufbauen. Dann haben wir immer, zu jeder Sekunde eine Versorgungssicherheit.

 

Grandiose Kommentar dazu von Prof. Dr.-Ing. Harald Schwarz – Lehrstuhlinhaber für Energieverteilung und Hochspannungstechnik an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg:

 

Wenn man es auf den Punkt bringt, kann man sagen: Sie entscheiden sich, sie springen aus dem Flugzeug. Auf dem Weg nach unten fangen sie an, zu diskutieren, wie sie den Fallschirm nähen – also Material und Ideen haben sie dabei. Auf dem Weg nach unten erzählen sie ja auch immer: „Bis jetzt ist alles gutgegangen.“

 
Quelle: ZDF-Sendung „Blackout in Deutschland – Horrorszenario oder reale Gefahr?„)
 

Sehenswerte Doku, die das Thema von allen Seiten beleuchtet und in der auch Kritiker der Energiewende zu Wort kommen.
gefunden über Outdoor Chiemgau
 
Vollends zum Horst … Verzeihung … zur Horst:in machte sich die Dame am 09.08.2022 auf Twitter.

 

100 % erneuerbare Energien schaffen nicht nur Versorgungssicherheit, sondern machen unabhängig von fossilen Energiekriegen + Preisschocks. Feldheim trotzt der #Energiekrise: Preis erfolgreicher #Energiewende: Strom: 12 ct pro kWh (!), Wärme 7,5 ct pro kWh.

 

Dabei bezieht sie sich auf den Artikel von n-tv.de „Unabhängigkeit zahlt sich aus: Wie ein Dorf der Energiekrise trotzt“.
Quelle: n-tv.de/wirtschaft/Wie-ein-Dorf-der-Energiekrise-trotzt-article23504481.html

 

Aus den schier endlosen Mais- und Roggenfeldern ragen Dutzende Windkraftanlagen turmhoch in den wolkenlosen Himmel. Sanft kreisende Rotorblätter bilden die Kulisse des kleinen Dorfes Feldheim, das sich zunächst nicht von den unzähligen verschlafenen Nestern der brandenburgischen Provinz unterscheidet. Entlang der einzigen Durchfahrtsstraße reihen sich in die Jahre gekommene Wohnhäuser. Im Schatten der Laubbäume nagt Witterung am Holz der Scheunen. Supermärkte, Bäckereien oder Restaurants sucht man hier, rund 90 Kilometer südlich von Berlin, vergeblich.

 

Wolkenloser Himmel? Sanft kreisende Rotorblätter? Das klingt eher wie der Anfang eines Rosamunde-Pilcher-Romans. Aber von rationaler Berichterstattung sind die meisten Medien inzwischen eh so weit entfernt wie der Saturn von der Sonne. Emotionen sind wesentlich wichtiger als Fakten.
 
Dann werden „in die Jahre gekommene Wohnhäuser“ sowie „Witterung am Holz der Scheunen“ beschrieben und dass man für die Grundversorgung des Normalbürgers existentielle Geschäfte hier „vergeblich sucht“. Davon abgesehen scheinen Restaurantbesuche und daher auch Gastronomiebetriebe völlig überflüssig zu sein. Egal! Die 384.700 Menschen, die zurzeit in dieser Branche arbeiten, können zukünftig ja Feldarbeiten verrichten.

 

Was die Menschen in Feldheim von vielen anderen unterscheidet: Sie können gelassen auf die Energiekrise blicken. Während die explodierenden Kosten im Rest des Landes Existenzen bedrohen und die Gasspeicher-Füllstände von den Launen des russischen Präsidenten Wladimir Putin abhängen, versorgt sich das 130-Seelen-Dorf bereits seit über einem Jahrzehnt selbst mit Strom und Wärme.

 

130 Seelen in einem Dorf, deren Wohnhäuser in die Jahre gekommen sind und in dem Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller weder den Lebensunterhalt bestreiten noch Möbel, Kleidung etc. kaufen können, wird von der „Expertin“ Kemfert als Paradebeispiel für die Unabhängigkeit von konventionellen Energien herangezogen. Ernsthaft?!

 

„Was im Kleinen funktionieren kann, geht auch im Großen. […] Vielleicht können irgendwann ganz viele kleine Feldheims sogar Berlin versorgen.“

 

Berlin dürfen die gerne „versorgen“; da ist sowieso Hopfen und Malz verloren. Aber Frau Kemfert verkauft das ja als Gesamtkonzept in Sachen „Versorgungssicherheit“. Mit derartiger Propaganda setzt sie diese Sicherheit allerdings in schon fast sträflicher Weise aufs Spiel. Im besten Fall hat sie einen Tunnelblick; im schlimmsten handelt sie aus Naivität oder ideologischer Verblendung. Fakt ist jedoch: Auf solche Leute hören Politiker. Und das kann ganz übel ausgehen.
 
Das europäische Stromnetz ist ein Verbund vieler Energieversorger. Die Netzfrequenz wird von Elektroingenieuren (also richtigen Experten – und ja, dazu zählen auch Frauen = 17,5% in 2020) permanent überwacht, weil genauso viel Strom erzeugt werden muss wie verbraucht wird. Steigt der Verbrauch, muss hochgefahren werden. Sinkt der Verbrauch, wird runtergefahren. Kommt es zu Spannungsschwankungen, greifen diese Ingenieure ein. Und zwar umgehend. Problem dabei: Diese Netzwerkeingriffe nehmen von Jahr zu Jahr zu. Nebeneffekt: Dadurch verteuern sich (auch) die Strompreise.

 

Die Anzahl der Eingriffe in die Netze, sogenannte Redispatch-Maßnahmen aufgrund von Schwankungen, stieg in Deutschland von vier pro Jahr (2006) auf über 5.000 (2018). 2017 kosteten allein diese Maßnahmen 1,4 Milliarden Euro. Gegenwärtig liegt die Zahl der Eingriffe für 2019 bereits bei über 6.000, Tendenz steigend. Der im Rahmen der Energiewende vorgenommene, massive Ausbau unsteter und nicht grundlastfähiger Energieerzeuger, wie Wind- und Solarstrom fordert seinen Tribut bei der Netzstabilität und damit bei der Energiesicherheit.
Quelle: verein-energiesicherheit.de/#

 

Im ersten Halbjahr 2022 lag die Anzahl der Eingriffe bereits bei 7.860. Wer das nicht glaubt, kann es gerne bei EWEnetz nachprüfen.
 
Etwas ausführlicher wird das Problem in den Artikeln „Der Kampf ums Gleichgewicht“ oder „Störfall stellt europäischen Netzverbund auf die Probe“ behandelt. Sehr gute Quellen zu dem Thema sind auch Stefan vom o.g. „Outdoor Chiemgau“ und Herbert Saurugg.
 
Der unsägliche n-tv-Artikel endet bzw. gipfelt in der Aussage

 

Energiesicherheit ist in Feldheim kein abstrakter, politisch aufgeladener Begriff, sondern gelebte Praxis. Abhängig sind die Menschen hier nur noch von dem, was sie umgibt. Das verschafft ihnen Gewissheit, auch morgen mit ausreichend Energie versorgt zu sein.

 

Henry Morgenthau lässt grüßen!
 
Meine Empfehlung ist: Keinesfalls auf Ideologen wie Claudia Kemfert oder Marc Dimpfel von n-tv hören – es sei denn, man möchte wieder im Mittelalter landen. Denn mit solchen Leuten ist der Blackout so sicher wie das Amen in der Kirche. Zumindest so lange, wie es keine Möglichkeit gibt, Strom in ausreichendem Umfang zu speichern. Aber das ist ein anderes Thema.
 
#JustMy2Cent

 

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