Wir verdienen es nicht besser

Ausschnitt aus dem Artikel „Globaler Landraub und deutsche Bauernproteste“ vom 06.01.2023
 
Weltweit erleben wir eine dramatische Enteignung der bäuerlichen Landwirtschaft und eine rapide Umwandlung fruchtbarer Böden in Kieselgranulatflächen. Hier gibt es immer weniger familiengeführte Betriebe. Stattdessen kontrollieren globale Konzerne wie Nestlé, Monsanto, oder Cargill die Szene.
 
Die Ölkonzerne liefern die Abfallprodukte für die Düngung und Vergiftung ehemals natürlicher Biotope. Hinter den globalen Agrar-Giganten stehen wiederum Banken und Vermögensverwaltungsfirmen wie Goldman Sachs, Blackrock oder Vanguard. Die politischen Hilfstruppen stehen mit Weltbank, Internationalem Währungsfond oder auch der Europäischen Union den Kapitalverwertern zur Seite, um in die Verschuldung getriebene Nationen zu zwingen, den Anweisungen der Globalkonzerne bedingungslos zu folgen.
 
Nichtregierungsorganisationen wie der „World Wildlife Fund“ liefern die nötigen Zertifikate, die besagen, dass die agrarindustriellen Produkte auf umweltverträgliche Weise hergestellt sind. Das Label MSC besagt, dass wir nur glückliche Lachse aus absolut naturbelassener Herstellung verzehren. Ein moderner Ablasshandel.
 
Aber man kann mit diesen agrarindustriellen Lebensmitteln auch noch an den Börsen dieser Welt handeln und Wetten abschließen auf Preissteigerungen in Hungersnöten. Diese Wetten auf Lebensmittel haben derart zugenommen, dass durch diese makabren Spielchen an der Börse die Lebensmittelpreise drastisch in die Höhe schnellen.
 
Ein besonders abstoßendes Beispiel für die Pervertierung der Landwirtschaft stellt die Ukraine dar. Die Ukraine verfügt traditionell über die besten Ackerböden in ganz Europa. 33 Millionen Hektar Schwarzboden. Das macht ungefähr ein Drittel der Ackerflächen der Europäischen Union aus.
 
In der Sowjetunion wurden die Böden von großen Staatsbetrieben bewirtschaftet. Nach der Wende verteilte der Staat die Flächen an Bauern, die auf kleineren Parzellen arbeiteten. Im Jahre 2001 ordnete die ukrainische Regierung an, dass diese Flächen nicht an ausländische Investoren verkauft werden dürften. Jedoch jene oben bereits erwähnte unheilvolle Koalition aus Weltbank, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Entwicklungsbank übte erpresserischen Druck auf die ukrainische Regierung aus, dieses Verkaufsverbot im Zuge der berüchtigten „Strukturanpassungen“ sofort aufzuheben.
 
Im Windschatten des Krieges begann dann die große Landnahme der Ukraine. Westliche Agrarkonzerne und Banken können Land in der Ukraine per Leasingkauf erwerben. Verbliebene Staatsbetriebe werden im Schnellgang privatisiert. Heute gehört das ukrainische Ackerland bereits den üblichen Verdächtigen: Monsanto, Cargill, Dupont, Vanguard, Kopernik Global Investors, die zu Goldman Sachs gehörende NN Investment Partners Holdings und Norges Bank Investment Management.
 
Da ist es aus der Sicht der westlichen Investoren ein Glücksfall, dass sich die Ukraine durch den Krieg gegen Russland mit 120 Mrd. $ verschuldet hat. Und dass die Ukraine nun bereitwillig sein Tafelsilber komplett westlichen Banken übereignen muss.
 
Bereits Ende des Jahres 2022 hatte der ukrainische Präsident Selenski mit dem Chef von Blackrock, Larry Fink, ein so genanntes Wiederaufbauprogramm verabredet. Fink erklärte auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos, er und seine Freunde würden die Ukraine mit westlichem Kapital „fluten“ und die Ukraine „zum Leuchtfeuer der Hoffnung für die Kraft des Kapitalismus“ machen. Er will eine Billion Dollar in die Hand nehmen, um die Ukraine auf Linie zu bringen. Die verbliebenen selbständigen Bauern wurden mittlerweile zum Militärdienst eingezogen. Falls sie lebend wieder zurückkehren, könnte es sein, dass ihr Gehöft nicht mehr ihnen gehört.
 
Zugleich begann auch der Frontalangriff auf die Landwirte in der EU. Weil durch die Kriegshandlungen die Ukraine ihr Getreide nicht mehr auf dem Seeweg exportieren konnte, leitete die Kommission das ukrainische Getreide mal eben zollfrei in die Märkte der EU um. Besonders die osteuropäischen Bauern sahen sich plötzlich einer Dumping-Konkurrenz aus der Ukraine ausgesetzt, die sie schwerlich überleben konnten. Die Regierungen von Polen, Ungarn und der Slowakei machten daraufhin die Grenzen für ukrainisches Getreide dicht.
 
Diese scheinbare Großzügigkeit offenbart mit einem Schlag die Agenda der EU. Die Ukraine mit ihrer radikal privatisierten Agroindustrie kann ruhig deutsche Bauern ruinieren. Die Ukraine ist sozusagen das Musterland für eine zukünftige europäische Landwirtschaft. Das Beispiel Ukraine zeigt in brutaler Nacktheit, was auch der deutschen Landwirtschaft blüht.
 
Nun befindet sich allerdings der Kampf der deutschen Bauern in jenem Dilemma, das ich am Anfang dieses Artikels bereits benannt habe: Die industrielle Landwirtschaft ist bei uns mit der Expansion von Agrar-Konzernen bereits weit vorangeschritten. Von diesen grenzen sich die familiengeführten konventionellen Betriebe immer deutlicher ab. Und dann gibt es die familiengeführten ökologischen Bauernhöfe. Jede dieser drei Gruppen hat jeweils eigene Interessen, die mit den anderen beiden Gruppen nicht immer vereinbar sind.
 
Die konventionellen Bauern und die ökologisch orientierten Bauern haben in der Vergangenheit schon öfter getrennt demonstriert. Wenn die deutsche Landwirtschaft mit einer Stimme sprechen will, dann kann dabei immer nur der kleinste gemeinsame Nenner herauskommen. Das hat geklappt beim Protest gegen die Abschaffung der Steuerbefreiung bei Traktoren und den Sonderkonditionen beim Agrardiesel. Tatsächlich ist die Ampel-Regierung bereits jetzt eingeknickt und will einstweilen die Steuerfreiheit bei Traktoren beibehalten und die Agrardieselsteuer lediglich auf Raten über mehrere Jahre erhöhen.

 

Es sind drei Jahre – um genau zu sein. Ein Altpapier-Medium bejubelte das tatsächlich als „Lernfähigkeit der Politik“.

 

Aber wie soll es weitergehen? Es stehen ja nach wie vor weitaus größere Existenzbedrohungen ins Haus als „nur“ Traktorsteuern. Das betrifft nicht die Großbauern, sondern eher die mittelständische bäuerliche Landwirtschaft.
 
In diesem nicht ausgetragenen Interessenkonflikt kann sich bedauerlicherweise blinder Aktionismus austoben. Da wird unser geliebter Wirtschaftsminister Habeck daran gehindert, in Schlüttsiel die Fähre von der Hallig Hooge kommend zu verlassen. Individualterror statt intelligenter Strategie.

 

Das meint Hermann Ploppa hoffentlich satirisch.
 
Es gibt ein Video von „Achtung“ Reichelt!“. Darin sieht man einen(!) Polizisten vor der Menge stehen und sagen:
 
„Ich bin jetzt ganz ehrlich, liebe Leute. Wir haben zwei Varianten. Die erste ist: Wir holen die Bereitschaftspolizei und räumen hier. Das wollen wir nicht. Die zweite ist: Zwei Leute dürfen jetzt mit mir kommen und reden.“ [Gelächter bei den Landwirten] … „Hört mal zu! Ich muss euch das erklären. Wir müssen die Sicherheit garantieren. Und die Sicherheit ist halt so, dass wir, wenn die Emotionen durchgehen, dann kriegen wir das ja nicht geregelt.“ … [Protest von den Landwirten] „Wollt ihr das oder wollt ihr das nicht?“
 
Wollten sie nicht. Stattdessen hört man die Landwirte im Chor „Wir ham die Schnauze voll“ skandieren. Kurz darauf richtet jemand folgende Botschaft an die Landwirte:
 
„Wir haben das Angebot, bzw. Habeck wird nicht rauskommen und sich zeigen … wir haben das Angebot, dass sich zwischen drei und zehn – die Zahl wird noch verhandelt – von uns an Bord gehen dürfen und mit ihm reden. Die Alternative ist: Entweder kommt ’ne Hundertschaft und räumt diesen Platz oder die Fähre fährt wieder ab.“ [Es folgen „Ablegen!“-Rufe.]
 
Die Fähre legt ab. Einige Landwirte stürmen auf den Landesteg und es entsteht ein Gerangel zwischen ihnen und den Ordnungskräften. Dazu seit nur so viel gesagt: Die Jungs (und Mädels?) hätten schon Weltmeister im Weitspringen sein müssen, um noch auf der Fähre zu landen.

 

Rechte Demagogen versuchen derweil, die Probleme der Landwirtschaft mit Hass gegen Sozialhilfeempfänger künstlich zu verknüpfen. Und wenn der Ruf ertönt: „Die Ampel muss weg!“, so mutet das schon wie vorgezogener Wahlkampf an.

 

Vielleicht sind das ja keine „rechte Demagogen“, sondern „linke U-Boote“. Bei all dem, was man über den Verfassungs“schutz“ und die Antifa hört, liegt das durchaus im Rahmen des Möglichen.
 
Und laut Umfrage im November 2023 sind 41% der Bürger der Meinung „Die Ampel muss weg!“. Sind das auch alles „Demagogen“? (Synonyme: Aufrührer, geistige Brandstifter, Hassprediger, Volksverhetzer)

 

Was soll sich denn durch eine mögliche CDU/CSU/FDP/AfD-Koalition ändern? Die Grundzüge der Politik werden von den strategischen Abteilungen der Investmentbanken und Vermögensverwaltungsfirmen festgelegt. Die Politiker sind lediglich die Übermittler der schlechten Nachrichten und obendrein die Schießbudenfiguren, die den Volkszorn auf sich lenken, dessen Ursache die diskreten Herrschaften im Hintergrund sind.
 
Die Politiker sind nur die Kellner, gekocht wird woanders.

 
Quelle: apolut.net/globaler-landraub-und-deutsche-bauernproteste-von-hermann-ploppa

 

Da stimme ich mit dem Autor wieder überein. Der Feudalismus wurde nie beendet. Der Unterschied ist nur, dass wir nicht mehr von Kaisern und Königen, sondern von Konzernen und „Philanthropen“ regiert werden. Beziehungsweise, uns regieren lassen. Denn …

„Wahlen bestimmen, wer an die Macht kommt,
aber sie bestimmen nicht, wie die Macht angewandt wird.“
(Paul Collier – britischer Professor für Ökonomie)
Quelle: Watson.ch

 

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