07.12.2023 Studie verdeutlicht Umweltschäden durch LNG-Import – Bundesregierung komplett ahnungslos?
Seit knapp zwei Jahren wird die Energieversorgung der Bundesrepublik und zahlreicher anderer Länder auf eine harte Probe gestellt: In Folge des Ukraine-Kriegs verzichten Deutschland und andere Länder auf Erdgas, das bis dato für wenig Geld per Pipelines aus Russland importiert wurde. Stattdessen stiegen die USA im Jahr 2023 zum weltweit größten Exporteur von flüssigem Erdgas auf.
Deutschland „verzichtet“ auf Gas aus Russland „in Folge des Ukraine-Krieges“? Was sind denn das für neue Töne?
Eine Studie aus den USA sorgt diesbezüglich für Aufsehen: Demzufolge ist importiertes Flüssigerdgas deutlich klimaschädlicher als das Verfeuern von Kohle. „Absolute Treibhausgasemissionen von LNG sind im schlimmsten Fall 274% höher als die von Kohle“, lautet die These des Methan-Forschers Robert W. Howarth von der Cornall University.
Ausschlaggebend für die fatale Umweltbilanz seien Methan-Leckagen bei den verschiedenen Etappen: vom Fracking über die Reinigung, Verflüssigung und schließlich den Transport über die Weltmeere per LNG-Schiffe. Der Studie zufolge ist Methan ein besonders aggressives Treibhausgas, was das Umweltbundesamt bestätigt: Demzufolge ist Methan nach Kohlendioxid das Treibhausgas mit der zweitgrößten Bedeutung und für Klimaerwärmung und Luftverschmutzung verantwortlich.
Laut dem amerikanischen Umweltbiologen Howarth sind die Emissionen selbst beim Transport durch modernste Schiffe und dem Einschlagen kürzester Routen – wenn man den gesamten Entstehungsprozess berücksichtigt – „mindestens 24 Prozent höher“, als wenn Steinkohle verwendet würde.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz nahm laut Berliner Zeitung Stellung zu zwei Fragen bezüglich dem Frackinggas-Import.
[Klugschaiszermodus an] Es muss „des Frackinggas-Imports“ heißen! [Klugschaiszermodus aus]. Von einer Zeitung, die als „Qualitätsmedium“ bezeichnet wird, sollte man eigentlich erwarten dürfen, dass deren Journalisten die deutsche Sprache beherrschen. Aber die Schwerpunkte liegen bei denen inzwischen auch auf anderen Gebieten. Ganz anderen Gebieten.
ᐅ Ließ die Bundesregierung Schätzungen oder Berechnungen durchführen, wie viel mehr CO₂ )im Vergleich zu russischem Pipeline-Gas) durch den zusätzlichen Import von LNG im Jahr 2022 ungefähr emittiert wurde und künftig emittiert wird?
Dem Bericht nach lautet die Antwort, dass der Bundesregierung „solchen Schätzungen oder Berechnungen nicht vorliegen“
ᐅ Fließen diese Bewertungen auch in die Berechnung der deutschen Klimaemissionen oder ins Emissionsbudget ein?
Hier wurde auf das nationale Treibhausgasinventar verwiesen: „Vorgelagerte Emissionen, die z.B. auf dem Weg nach Deutschland anfallen, werden hiervon nicht erfasst“, so der Wortlaut. Eingeräumt werde in dem Schreiben lediglich, dass alleine durch den Transport von LNG über die Weltmeere höhere Emissionen anfallen, als bei der früheren Lösung mit Pipeline-Energie aus Russland. In der wissenschaftlichen Literatur gebe es diesbezüglich jedoch „eine große Bandbreite und Unsicherheit in den Schätzungen“, so der Hinweis.
Man beruft sich also wieder mal auf „die Wissenschaft“. Wie immer, wenn man nichts Konkretes in der Hand hat.
Zumindest gibt es am Horizont einen Hoffnungsschimmer: In Brüssel wurde im November über schärfere Regeln für Methan-Emissionen aus der Öl- und Gaswirtschaft abgestimmt. Um den klimaschädlichen Schadstoffausstoß im Energiebereich stärker zu verringern, sollen für die Öl-, Gas- und auch Kohleindustrie in der EU schärfere Regeln gelten. Betreiber von Förderungsanlagen sollen regelmäßig nach größeren Methan-Lecks suchen und diese reparieren. Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Länder hatten sich Mitte November darauf verständigt.
Und – leider, leider – alles im letzten Absatz vergeigt. Falsch verstanden, weil man die Zusammenhänge nicht kapiert hat? Oder soll der Leser gewollt in die Irre geführt werden?
Was nutzt die schärfste EU-Regel, wenn die USA das Fracking-Gas exportieren? Der US-amerikanischen Regierung sind die dortigen Schäden schaiszegal. Ja, auch die USA kündigten bei der COP28 schärfere Regeln zum Methan-Ausstoß an. Aber was haben die in der Vergangenheit nicht schon alles angekündigt und versprochen, um anschließend doch das zu tun, was sie – und nur sie – für richtig halten. Wäre das „Pariser Abkommen“ ein Hotel, hätte eine Drehtür allein schon derentwegen Sinn gemacht. So manches Land hat die schmerzliche Erfahrung machen müssen, dass die US-Amerikaner keine verlässlichen Vertragspartner sind. Und wenn jemand Verträge schon nicht einhält, sind seine Zusagen und Versprechen erst recht nichts wert.
#JustMy2Cent
Quelle: fr.de/wirtschaft/lng-frackinggas-usa-studie-fluessigerdgas-import-energieversorgung-umwelt-folgen-bundesregierung-zr-92715380.html