Christian Drosten schlägt vor, das Rederecht zu Corona per Mandat zu verteilen.
Der Star-Virologe offenbart ein zunehmend autokratisches Verständnis von Wissenschaft.
In der letzten Folge des NDR-Podcasts [schlug] Drosten auf die Frage, was er in Sachen Wissenschaftskommunikation in den letzten beiden Jahren dazugelernt habe, vor, dass sich nur noch ausgewählte, mit einem „Mandat“ ausgestattete Wissenschaftler öffentlich äußern sollten. Die etwas unbeholfene, weil sehr wahrscheinlich extemporiert vorgetragene Argumentation Drostens enthält einen autokratischen Kern, wie er sich im Verlauf der Corona-Krise auch bei anderen öffentlichen Äußerungen, etwa Frank Ulrich Montgomerys „Richterlein“-Beschimpfung oder Thomas Brussigs Forderung „Mehr Diktatur wagen“, offenbart hat. Wenn sich viele Wissenschaftler öffentlich zu einem gesellschaftlichen Problem äußern, dann entsteht im Idealfall ein Diskurs, in dem sich das beste Argument schließlich durchsetzt. Drosten bezeichnet diese Vielstimmigkeit im Podcast abfällig als „Geschnatter“.
Im letzten Podcast macht er „nun einzelne Figuren aus der Wissenschaft“ aus, ohne diese beim Namen zu nennen, die im Gegensatz zu den von ihm nicht näher definierten „wirklichen Experten“ die „Politik verwirrt und fehlgeleitet“ und so für eine höhere „Krankheitslast“ gesorgt hätten.
Im Deutschlandfunk hat Holger Wormer, Professor für Wissenschaftsjournalismus an der TU Dortmund, davor gewarnt, dass Drostens Vorschlag den Prinzipien der Wissenschafts- und der Meinungsfreiheit widersprechen würde. Drosten überschreite mit seinen Ideen die „eigene Kompetenz zum Thema Medien- und Demokratietheorie“. Ansonsten kam es kaum zu öffentlichen Reaktionen.
Quelle: corodok.de/der-star-virologe