Diese Woche las ich mal wieder eine Aussage auf Twitter, die von Karl Lauterbach stammen sollte: „Wir können nicht so schnell impfen, wie wir den Impfschutz verlieren.“ Es finden sich dort ja viel gute und informative Tweets, aber leider auch viel Mist und Fake. Daher habe ich mir die entsprechende Maischberger-Sendung (ausnahmsweise) angesehen. Und was soll ich sagen: Die Aussage stimmt, aber Lauterbach zuzuhören ist mehr als anstrengend. Erschwerend kommt noch hinzu, dass er nicht unbedingt das verfolgt, was man allgemein „stringente Argumentation“ nennt. Bisher verstand ich Leute nicht, die ihn als Vorbild sehen. Seit der Sendung frage ich mich, auf welcher Grundlage sie das tun. Aber lest selbst.
Den Anfang habe ich mir gespart und bin gleich mitten ins Geschehen. Es wurden von mir keine Aussagen überarbeitet, sondern ich habe alle 1:1 übernommen.
Karl Lauterbach
Wir sehen da wirklich also, wenn ich da was sage, also dramatische Umstände, und da ist noch kein Ende in Sicht. Wir sind in einer absoluten Notlage. Und da stimme ich also auch Christian Drosten zu, also die Lage ist also nicht unter Kontrolle.
Sandra Maischberger
Christian Drosten hat Anfang der Woche gesagt, es könnte eben auch dann 100.000 weitere Tote geben. Das muss man auch deshalb auch nochmal sich genau anhören, weil wir bisher noch nicht einmal 100.000 haben in den letzten 1 1/2 Jahren, und er sagt, wenn das so ungebremst weitergeht, könnte es bis zu 100.000 weitere Tote geben. Jetzt haben wir eben die Ausrufung des Katastrophenfalls in Bayern. Sie haben Monsterwelle gesagt. 100.000 weitere Tote, ist das realistisch und sind das dann auch alles Unge…
Karl Lauterbach
Das glaube ich nicht. Ich stimme Christian Drosten also in vielen Punkten zu, aber was passieren wird, ist das Folgendes: Also, wir werden jetzt sicherlich nochmal eine richtig harte dramatische Situation sehen. Aber dann werden die Menschen vorsichtiger werden. Also selbst diejenigen, die Impfgegner sind oder also … ähhh … die denken also „Betrifft mich nicht“ und so weiter und so fort, die werden dann im unmittelbaren Umfeld werden die dann erfahren „Von dem hätte ich das nicht erwartet. Der spielt im Fußballverein, der war jetzt noch fit, der wird beatmet, wie konnte das ihm passieren?“ Von daher werden die Menschen vorsichtiger sein, wenn der Gong zu hören ist, dass das wirklich hart reingeht. Und dann werden die Menschen vorsichtiger, von daher glaube ich nicht an die 100.000.
[…]
Es ist aber ein Riesenunterschied, wenn ich mache „genesen, geimpft und nur Antigen-Test“. Der Antigen-Test kann bei der Deltavariante hier nicht ausreichen, weil ich am ersten Tag also Ansteckung, wo ich sehr stark schon andere anstecke, denn oft also falsch-negativ habe, das heißt also man ist schon hochansteckend, der Test funktioniert nicht. Daher ist eine 2G-Regelung also schlicht und ergreifend nur genesen und geimpft, das ist viel besser als wenn man testet, und wenn man testet, dann eben tatsächlich PCR.
Christine Aschenberg-Dugnus widerspricht und befürwortet einen täglichen Antigen-Test.
Wir müssen impfen, impfen, impfen. Und wir müssen auch die erreichen, ich mein‘ jetzt nicht die Impfgegner, die Aluhutträger, aber es gibt eine große Menge noch an Menschen, die Ängste haben, die ungenau informiert sind; an die müssen wir ran. Und das ist das, was wir machen müssen. Und die Boosterimpfung.
Dass die „Studie zur Wirksamkeit der ‚Boosterimpfung‘ gegen Corona“ erst am 05.11.2021 gestartet wurde … egal!
Quelle: portal.uni-koeln.de/universitaet/aktuell/presseinformationen/detail/studie-zur-wirksamkeit-der-boosterimpfung-gegen-corona-startet
Nachfrage Sandra Maischberger zur 2G-plus-Regel.
Karl Lauterbach
Hier sind wir unterschiedlicher Meinung, sondern das ist also einzig und allein also eine Frage also der eine epidemiologische Frage. Ich glaube, dass wir ohne dass wir den Mut haben, ganz drastisch und auch mit harten Kontrollen flächendeckend 2G einzuführen, das wir diese große Welle nicht in den Griff bekommen.
Sandra Maischberger
Wir hier im Studio, um das nochmals zu sagen, wir haben 2G und einen Test. Aus der Erfahrung heraus, dass eben auch die, die geimpft sind, möglicheweise angesteckt sein können.
Karl Lauterbach
Aber lassen Sie mich trotzdem was also was in der Praxis gegenübersteht, ist 2G gegen 3G. Natürlich, wenn ich 2G mache und teste dann zusätzlich noch … wunderbar! Zusätzliche Sicherheit. Aber das ist in der Praxis nicht durchzuhalten, weil dann müsste ich ja für jeden Tag jeden Geimpften und Genesenen testen. Das werden wir nicht durchhalten. Daher ist in der praktischen Welt, also in der Welt, die durchführbar ist, gibt’s einfach nur zwei Möglichkeiten: 2G oder das, was Frau Dugnus vorgetragen hat, 3G. Und 3G wird uns nicht helfen. Der Unterschied zwischen 2G und 3G ist, wenn sie unter 2G-Bedingungen Menschen gegenseitig anstecken, dann werden sie nicht schwer erkranken. Wenn ich aber eine 3G-Veranstaltung habe und da sind Ungeimpfte dabei, die sehe ich dann eine Woche später oder zwei Wochen später auf der Intensivstation. Das ist der Unterschied. Und daher ist also ist also wenn wir weiter 3G machen und das auch noch schlecht konrollieren, kommen wir aus dieser harten Welle nicht heraus.
Gekabbel, weil Christine Aschenberg-Dugnus nicht Karl Lauterbachs Meinung ist.
Sandra Maischberger unterbricht und weist darauf hin, dass Karl Lauterbach Mediziner und Christine Aschenberg-Dugnus nur Juristin ist.
Christine Aschenberg-Dugnus
Ich unterhalte mich ja auch mit anderen, also ich bin natürlich auch in ständigem Kontakt mit Hendrik Streeck und anderen. Und … ähhh … erfahre … ähhh … dort eben auch, dass das nicht … ähhh … die eine Wahrheit ist, sondern dass es auch andere … ähhh … Einschätzungen gibt und … ähhh … ich glaube, … ähm … es gibt auch so etwas wie Eigenverantwortung.
Sie weist wortreich auf die Tatsache hin, wie vorbidlich sie sich trotz Impfung testen lässt.
Nächster Punkt: Die FDP hätte gerne ein generelles Auskunftsrecht für Arbeitgeber, ob Arbeitnehmer geimpft ist. Karl Lauterbach hat dazu natürlich auch eine Meinung.
Eine Meinung hab‘ ich, also meine Meinung wär schlicht und ergreifend, dass bei in dieser katastrophalen Situation, in der wir jetzt sind, dass es dieses Auskunftsrecht geben muss. Also, dass man schlicht und ergreifend bekennen(!) muss, also „Ich bin geimpft oder genesen“ oder man wird getestet. Aber dass man also sagt …
Christine Aschenberg-Dugnus
Da sind wir ja gar nicht so weit auseinander.
Karl Lauterbach
Ja, ja! Ich sag ja … [brabbelt irgendetwas] … aber die das die …
Christine Aschenberg-Dugnus
Wenn es klappt, dürfen wir. (Hebt den Finger und lacht.)
Karl Lauterbach
Aber dass jemand dass jemand sagt also „Ich will mich nicht testen lassen, ich sag aber auch nicht, ob ich geimpft bin“, das ist aus meiner Sicht nicht akzeptabel, in der Lage, in der wir uns befinden.
Sandra Maischberger weist auf eine andere Sendung und die damals schon erwähnten Impfdurchbrüche hin. Eine Impfung sei ein Schutz für einen selbst und wäre damit doch wieder eine private Entscheidung.
Karl Lauterbach
Das Argument habe ich ja damals schon widerlegt. Frau Wagenknecht hat einfach unrecht. Was sie sagen kann, ist, dass die Impfung nicht perfekt vor der Ansteckung schützt. […] Ich kann nicht argumentieren, dass die Impfung nichts wert ist, nur weil das manchmal nicht funktioniert.
Sandra Maischberger weist wieder auf Impfdurchbrüche hin; wir seien heute in einer anderen Situation.
Karl Lauterbach
Ich bleibe dabei, dass wir hier also wirklich also mit dieser Auskunftspflicht, die wir ja haben … geimpft, genesen oder getestet weiterkommen können. Sonst würden wir also das sich hier ein also sehr starken Druck aufbau’n müssen. Mir sagen die Kollegen, mit denen ich in sehr engem Austausch bin, dass in den Kliniken tatsächlich das Problem zu 95% gelöst ist. Ich war überrascht, jetzt zu hören, dass es auch offenbar in der also Altenpflege zum Teil eine andere Situation gibt. Das ist aber nicht so sehr das Pflegepersonal sondern das Assistenzpersonal, was da betroffen ist. Und darüber muss noch einmal nachgedacht werden, wenn das wirklich ein flächendeckendes Problem ist, dann muss man darüber noch einmal nachdenken.
Christine Aschenberg-Dugnus
Wir müssen da besser werden, auch mit Booster-Impfungen. [siehe oben]
Sandra Maischberger
Bis die einen vollständigen Impfschutz haben, dauert es ja etwa, sagen wir mal 6 Wochen, im besten Fall. Dann haben wir Weihnachten. Das heißt also, im Prinzip können Sie doch gar nicht allein darauf sich verlassen. Herr Drosten hat jetzt schon eben in diesem Podcast das Wort „Shutdown“, „Lockdown“ in den Mund genommen. Er schließt das nicht mehr aus. Sie schon?
Karl Lauterbach
Ich schließe das aus, aber ich sage, wir haben nur eine einzige Chance, davon bin ich fest von überzeugt, dass es also daran hängt. Wir müssen 2G flächendeckend einführen, sofort, sofort einführen, nicht um die Leute zur Impfung zu bringen, sondern um einfach die Infektionsketten zu bringen … zu durchbrechen und das Entscheidende ist: das muss ganz streng kontrolliert werden. Also, wenn beispielsweise dann also ein Restaurant 2G nicht kontrolliert und fällt dann auf bei der Kontrolle, für sechs Wochen Schließung. Wir sind wirklich in einer Notsituation. Wir haben also … wenn wir mit 2Gui … wenn wir mit 2G mit Kontrollen und Kontrollen der Kontrollen nicht umsetzen, dann bekommen wir das ohne Lockdown nicht in den Griff. Weil die Impfung kann uns nicht retten. So schnell kann niemand impfen. Wir können jetzt nicht so schnell impfen, wie Leute den Immunschutz verlieren. Also im Moment ist der Impfschutz-Verlust schneller, als wie impfen können. […} Uns läuft jetzt quasi der Impfschutz davon. Daher kann nur 2G mit sehr strengen Kontrollen funktionieren, sonst kommen wir in eine schwierige Lage.
Da habe ich abgebrochen, mitzuschreiben. Es gibt aber noch ein Highlight.
Wir beenden die epidemische Lage zu einer Zeit, wo der Bürger sagt: „Um Gottes Willen! Die Katastrophe ist gekommen.“
Aus „Maischberger“ am 10.11.2021