Ein Umweltökonom, der Ahnung hat, meldet sich zu Wort – Respekt!

08.08.2024 „Grüner Fetisch“: Ökonom rechnet mit Habecks neuen Gaskraftwerken ab
 
Die Ampel-Regierung hat sich am Montag endlich auf eine Kraftwerkstrategie geeinigt. Jetzt will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck anstatt von ursprünglich geplanten 50 „nur“ 25 neue Gaskraftwerke mit einer Gesamtkapazität von zehn Gigawatt bauen lassen, um möglichen Notlagen abzuhelfen.
 
Umweltökonom Prof. Dr. Manuel Frondel vom RWI (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen): „Jetzt neue Gaskraftwerke als Reserve zu bauen, ist nicht der wirtschaftlichste Weg“. Deutschland sollte besser bestehende Kohlekraftwerke als Reserve am Netz lassen, anstatt teures LNG, also Flüssigerdgas, aus Amerika zu importieren. „Das LNG, das wir aus den USA importieren müssen, ist teurer als Steinkohle und weist eine ähnliche Klimabilanz auf. Außerdem sind die Kraftwerke für Kohlestromerzeugung schon da.“
 
LNG aus Übersee ist aus der breiteren Perspektive sogar noch klimaschädlicher als das Verfeuern von Kohle. Zu diesem Schluss ist der amerikanische Methan-Forscher Robert W. Howarth von der „Cornell University“ im letzten Jahr in einer Studie gekommen. Die absoluten Treibhausgasemissionen von amerikanischem LNG seien mindestens um 24% und im schlimmsten Fall um 274% höher als die von Kohle, heißt es in der Analyse. Schuld sind Methanleckagen bei der Reinigung, Verflüssigung und schließlich bei dem Transport von LNG über die Weltmeere.
 
Frondel hält das gesamte Projekt „wasserstofffähige Gaskraftwerke“ für einen „grünen Fetisch“. Es sei nicht absehbar, wann grüner Wasserstoff in rauen Mengen für den Einsatz in Gaskraftwerken verfügbar sei, betont er. Der Grund: zu viele Unsicherheiten.
 
Stattdessen plädiert der Ökonom für pragmatische Zwischenlösungen. „Perspektivisch könnten sogar neue Steinkohlekraftwerke gebaut werden, wenn Strom entsprechend teuer würde“, sagt er. Das CO₂, das durch das Verbrennen von Kohle freigesetzt werde, „könnten wir verpressen und in Gaskavernen einlagern“.
 
Diese Speichertechnologie werde bereits erfolgreich in Dänemark und Norwegen eingesetzt. Anders als bei erneuerbaren Energien wie Windkraft oder Solarparks gäbe es zudem bei neuen Kohlekraftwerken nicht die Herausforderung, dass sie überproportional viel Fläche in Anspruch nähmen.

 
Quelle: berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/kohleaussiteg-oekonom-rechnet-mit-habecks-neuen-gaskraftwerken-ab-li.2184684
 

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