28.11.2024 Gewalt in Flüchtlingsheimen: „Als Christ bin ich in meiner Asylunterkunft vogelfrei“
An einem warmen Augustabend geschieht, was sich bereits angekündigt hatte. Über Wochen hinweg war der Iraner Sam zur Zielscheibe einer Gruppe muslimischer Paschtunen geworden. Immer wieder hatten sie ihm gedroht, ihn auch bespuckt. Sein Vergehen: Sam ist ein „Ungläubiger“, ein Nichtmuslim.
An besagtem Augustabend bleibt es aber nicht bei Drohungen. Sam wird von einem Asylbewerber angegriffen, obwohl er selbst einer ist. Seine Verletzungen hat er mit dem Smartphone dokumentiert. Blaue Flecken und Schürfwunden, so ist auf einem Bild zu sehen, überziehen seinen rechten Ellbogen.
In einem Flüchtlingsheim in Hamm sollte im Jahr 2023, nach Sams Flucht aus dem Iran, sein neues Leben beginnen. Fast 5000 Kilometer von Teheran entfernt, so hoffte der heute 45-Jährige, würden Glaubensfragen keine Rolle mehr spielen. Doch alles kam anders, als andere Flüchtlinge in der Unterkunft seine Kreuzkette entdeckten. Sie wurde ihm abgerissen und auf den Boden geschmissen. Es war der Beginn jener Tortur, wegen der er heute sagt:
„Als Christ bin ich in meiner Asylunterkunft vogelfrei.“
Seine Kreuzkette trägt Sam immer noch um den Hals, aber behelfsmäßig mit einem Klebestreifen repariert und mittlerweile unter seiner Kleidung verborgen. Im Gespräch mit Cicero legt er sie wie ein Beweisstück auf den Tisch.
Der Iraner hat eine ansteckende Freundlichkeit. Doch wenn er über die Gewalt in seinem Asylheim spricht, wird sein Gesicht zur Maske. Sam sagt:
„Ich erzähle von meiner Situation, um die Menschen in Deutschland endlich aufzuwecken. Ich will zeigen, dass konservative Muslime eine Gefahr sind.“
Quelle: cicero.de/innenpolitik/gewalt-in-fluchtlingswohnheimen-als-christ-bin-ich-in-meiner-asylunterkunft-vogelfrei (Abo)