09.06.2025 Rapide senkt die EZB die Zinsen ab: Der bedrohliche wirtschaftlich-politische Schmelztiegel in Brüssel
Die Präsidentin der „EZB“ bestätigte am Donnerstag diesen Befund, als sie den achten Zinssenkungsschritt seit dem Sommer 2024 präsentierte und den Bankeinlagenzins als den wichtigsten der Leitzinsen um 25 Basispunkte auf nun 2% senkte.
Die Inflationsaussichten, so Lagarde, seien unsicherer als üblich – aufgrund volatiler geopolitischer Rahmenbedingungen und des Zollstreits.
Dennoch sehe man sich in einer guten Position und die „EZB“ nähere sich dem Ende des Zinszyklus.
Quelle: apollo-news.net/rapide-senkt-die-ezb-die-zinsen-ab-der-bedrohliche-wirtschaftlichspolitische-schmelztiegel-in-bruessel
Dazu sollte man wissen, dass die „EZB“ unter „Preisstabilität“ eine Inflationsrate von 2% versteht.
2023 schrieb „DWN“ einen Artikel mit der Überschrift „Inflation galoppiert: Der offizielle Warenkorb verfälscht die Realität“
Man muss die Mess-Akrobatik der Statistiker berücksichtigen.
Anfang 2023 sank die durchschnittlich gemessene Preissteigerungsrate auch deshalb, weil der offizielle Warenkorb nun auf vermeintlich neuen Konsumgewohnheiten basiert. Der Verbraucherpreisindex (VPI) wird alle fünf Jahre auf ein neues Basisjahr umgestellt und im Zuge dessen der Warenkorb angepasst.
Die vorletzte Umstellung erfolgte für das Basisjahr 2015. Das Corona-Jahr 2020 stellte für das „Statistische Bundesamt“ eine besondere methodische Herausforderung dar, weil das Konsumverhalten „untypisch“ gewesen sei. Aus diesem Grund wurde für die Ermittlung der Gewichtung im Warenkorb ein Mittelwert der Jahre 2019 bis 2021 verwendet.
Man unterstellt, dass Energie aufgrund der massiv erhöhten Preise von Öl, Gas und Strom eingespart wird und deshalb nehmen Energiekosten im neuen Warenkorb einen kleineren Anteil als vorher ein. Geringer gewichtet werden auch die Ausgaben fürs Wohnen.
Stattdessen bekommen andere Güter, die nicht so viel teurer geworden sind, eine höhere relative Gewichtung. Die Bürger können sich von diesem postulierten „Substitutions-Effekt“ allerdings nichts kaufen, weil sie insgesamt natürlich viel weniger im Geldbeutel haben – auch wenn tendenziell Energie eingespart wurde.
Die Gewichtungen im Warenkorb werden durch ein kompliziertes Mischverfahren aus Sekundär-Statistiken ermittelt. Bei Lebensmitteln-Produkten beispielsweise könnten Statistiker die Anteile theoretisch geradezu nach Belieben hin und herschieben, bis hier eine halbwegs niedrige Preissteigerung herauskommt (sofern denn eine Manipulationsabsicht besteht, die wir niemandem pauschal unterstellen möchten).
Wenn die Preistreiber unter- und die Ladenhüter übergewichtet werden, dann wird die Inflation zwangsläufig systematisch unterschätzt. Das „Statistische Bundesamt“ kategorisiert solche Substitutions-Anpassungen im hauseigenen Qualitätsbericht unter „methodischen Verbesserungen“ und gibt offen zu, dass die Implementierung solcher Methoden zu „deutlichen Abweichungen“ im Ergebnis führen kann.
Wörtlich heißt es: „So werden […] beispielsweise Änderungen der Mengen und Qualitäten bei den erfassten Gütern aus den Preisentwicklungen herausgerechnet. Dies erfolgt unter Verwendung international anerkannter Methoden und liefert in den meisten Fällen zufriedenstellende Ergebnisse.“
In den meisten Fällen. Also nicht immer. Einige Wirtschaftszweige – zum Beispiel bestimmte Finanzdienstleistungen – werden wohl aus diesem Grund überhaupt nicht berücksichtigt.
Quelle: https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/704194/inflation-galoppiert-der-offizielle-warenkorb-verfaelscht-die-realitaet
Wenn also irgendwo geschrieben steht, die Inflation sei „gesunken“, kann man das getrost unter „Blödsinn“ ablegen. Sie stieg nur weniger stark als in den Vorjahren.
Quelle: finanz-tools.de/inflation/inflationsraten-deutschland
Nehmen wir als Beispiel das Jahr 2019 mit einer Kaufkraft von 100 Euro pro 100 Euro. Dann ziehen wir die jährliche Inflationsrate ab.
2020 99,50 Euro
2021 96,51 Euro
2022 90,27 Euro
2023 85,24 Euro
2024 83,41 Euro
2025 81,94 Euro
In den letzten fünfeinhalb Jahren gab es also einen (offiziellen) Kaufkraftverlust von 18,06 Euro pro 100 Euro. (Wobei auch die obige Statistik kaum stimmen dürfte, wenn selbst die „EZB“ die Inflation für dieses Jahr mit 2% angibt.)
Die diesjährige „gesunkene“ Inflationsrate (1,8% zugrunde gelegt) bedeutet eine (offiziell) gesunkene Kaufkraft von 1,47 Euro pro 100 Euro. So herum wird ein Schuh draus.
Wie in allen anderen Bereichen auch, wird bei der Inflationsrate und dem zugrunde liegenden Warenkorb getrickst, was das Zeug hält. Man sollte sich auch diese Tatsache immer wieder mal in Erinnerung rufen.
Besser wird das auch in Zukunft nicht werden, wenn ich lese, was in den nächsten ein bis zwei Jahren alles teurer werden soll. Lassen wir uns überraschen, wie die „Experten“ das dann erneut „klein rechnen“ werden.
Last but not least kommt hinzu, dass man als Sparer noch mickrigere Zinsen erhält.
Jubeln dürfen dagegen sowohl die großen Unternehmen als auch die „Sondervermögen“-Politiker, die sich noch billiger verschulden können als bisher.
Politik – egal, von wem und wie – wird nun mal nicht fürs Volk gemacht.
#JustMy2Cent