Schönes Wochenende

Auf den Ohren: Winter & Parkov und Max Heller
 
August/September waren wieder einmal Krimi-Monate
 
Winter und Parkov
 
Die Serie besteht bisher aus 7 Büchern und 4 Hörbüchern. Letztere gab es im Angebot und waren gut bewertet, weshalb ich sie kaufte. Nun ja, die Geschmäcker sind verschieden.
 
Tatorte liegen in Frankfurt/Main und Umgebung. Oberkommissarin Marie Winter ist ledige Mutter, was allerdings hauptsächlich Thema ihres schlechten Gewissens ist. Daniel Parkov ist ledig und BKA-Hauptkommissar, benimmt sich aber eher wie ein James-Bond-Abklatsch.
 
Die ersten drei Bände haben mehr oder weniger immer nur ein Thema: ein Psychopath hinter einem Psychopathen hinter einem Psychopathen. Psychopath Nummer 3 entkommt im Band Nummer 3 und in Band 4 geht alles wieder von vorne los. Und das nicht nur bei den Psychopathen-Spielchen, sondern auch bei den Protagonisten, bei denen in Band 4 ebenfalls alles mehr oder weniger auf Null gestellt wird.
 
Trotz guter, wenn auch sehr blutiger Themen sind die Handlungen teils unübersichtlich, teils zäh, teils melodramatisch. Dialoge wiederholen sich. Beschreibungen wie „analytische Gesichtszüge“ oder „intelligente Augen“ garnieren das Ganze.
 
Auch Protagonisten wie Dummköpfe wirken zu lassen, finde ich eher suboptimal: Wenn zum Beispiel ein SEKler ohne Licht in einen stockdunklen Keller geht und die Treppe wegen einer fehlenden Stufe runterstürzt. Anschließend: „Drama, baby!“
 
Als sich dann am Anfang des vierten Buchs Marie in Jeans und T-Shirt „mit einer geschmeidigen Eleganz“ durch die Szene bewegte, war bei mir Schluss.
 
Sprecherin ist Gergana Muskalla, die mir gut gefallen hat. Und das will was heißen. Weibliche Sprecherinnen haben bei mir nämlich normalerweise einen schweren Stand, da mir ihre Stimmlage oft zu hoch, teils sogar zu „quietschig“ ist. Bis jetzt gab es nur zwei, die mir gefielen: Franziska Pigulla und Tanja Geke. Jetzt sind es drei. 🙂
 
Kommisar Max Heller
 
Auch diese Serie gab es, bis auf den letzten Band, als Angebot.
 
Es ist eine Krimiserie aus dem (Nach-)Kriegsdeutschland von 1944 – 1961. Ich würde sie als atmosphärisch dichter Geschichtsunterricht mit spannenden Plots bezeichnen.
 
Max Heller ist ein nüchterner Kriminalist, der zumeist seine Arbeit über das Wohl seiner Familie stellt. Obwohl sowohl die Nazis als auch später die SED teils subtilen, teils offenen Druck auf ihn ausüben, damit er in die jeweilige Partei eintritt, widersteht er.
 
Als er von einem SS-Offizier gefragt wird, ob er ein Kommunist sei, und später von einem SED‘ler, ob er ein Nazi sei, antwortet er beide Male: „Ich bin Max Heller“.
 
Die mit seiner Weigerung, politisch Stellung zu beziehen, einhergehenden Probleme, und damit auch seine ausgebremste Karriere, nimmt er mit pragmatischer Gelassenheit hin. Er ist Kriminalist – nichts anderes.
 
Man erfährt viel über sein Privatleben und dadurch auch über das Leben in der jungen DDR. Das Haus, in dem Heller mit seiner Frau wohnt, wird bei dem Bombardement im Februar 1945 zerstört. Kurz darauf wird er mit seiner Frau in dem Häuschen einer Witwe einquartiert.
 
Die Menschen leiden in den Nachkriegsjahren unter Hunger, kämpfen um Heizmaterial und versuchen, irgendwie zu überleben. Es herrscht bittere Armut, aber auch Korruption.
 
Zwei Söhne kehren aus russischer bzw. britischer Gefangenschaft heim. Klaus kommt nach Dresden zurück, tritt der SED bei, wird Mitarbeiter der Stasi und erliegt der Ideologie des Sozialismus. Erwin siedelt sich in Köln an, wird Anwalt und schickt regelmäßig dringend benötigte Lebensmittel.
 
Im Laufe der 17 geschilderten Jahre adoptieren Max Heller und seine Frau ein Mädchen, müssen sich mit deren pubertären Problemen herumschlagen, und mit ansehen, wie die Witwe, die inzwischen zur Familie gehört, immer mehr der Demenz anheim fällt. Frank Goldammer schildert alles mit einer Intensität, dass man sich fast in diese Zeit versetzt fühlt.
 
Der Krimianteil beträgt geschätzt ungefähr zwei Drittel. Die Fälle sind im einen oder anderen Teil etwas verworren, aber immer spannend.
 
Sprecher ist Heikko Deutschmann, bei dem es mir am Anfang schwer fiel, zuzuhören. Zu oft gab es falsche Betonungen oder Pausen, wo keine nötig waren. Das gab sich aber im Laufe der Zeit. Er gehört nicht zu meinen bevorzugten Sprechern, aber ich werde Hörbücher seinetwegen auch nicht ausschließen.
 
Schönes Wochenende

 

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