Geld scheffeln ist wichtiger als Menschenleben retten

07.12.2024 Wie MedTech-Lobbyismus den Kochsalz-Mangel verschärft und kleine Hersteller aus dem Markt drängt
 
Kochsalzlösungen sind das Rückgrat der modernen Medizin. Sie kommen in fast jedem Bereich zum Einsatz: von Infusionen in der Notfallmedizin über Flüssigkeitsersatz bei Operationen bis hin zur Behandlung von Dehydration oder Medikamentenverdünnung. Ohne diese unscheinbaren Lösungen steht das gesamte Gesundheitssystem still.
 
Doch genau dieses Fundament gerät ins Wanken. Laut aktuellen Berichten der Zulassungsinhaber wird die NaCl-Versorgung in Europa frühestens Ende 2024 wieder stabilisiert. Der Grund: Ein massiver Rückgang der Produktionskapazitäten, ausgelöst durch die Einführung verschärfter EU-Regeln zur Herstellung steriler Arzneimittel.
 
ᐅ Umfassende Kontaminationskontrollstrategien: Kleinere Hersteller müssen teure Analysen und Überwachungssysteme installieren, die oft über ihre finanziellen Möglichkeiten hinausgehen.
ᐅ Aufwändige Validierungsprozesse: Die neuen Anforderungen zur Sterilisation und Reinraumbedingungen erfordern Millioneninvestitionen in neue Technologien.
ᐅ Strenge Qualifikationsrichtlinien: Unternehmen müssen Personal umfangreich schulen, was Zeit und Geld kostet.
 
Für große Konzerne mit nahezu unbegrenzten Ressourcen sind diese Vorschriften leicht umzusetzen. Kleinere Hersteller hingegen, die bisher einen wichtigen Beitrag zur NaCl-Versorgung geleistet haben, sind gezwungen, ihre Produktion einzustellen oder zu verlagern. Damit wird ein zentraler Pfeiler der Versorgungssicherheit geopfert.
 
Hinter diesen Änderungen stehen mächtige Interessenvertreter wie MedTech Europe, der Dachverband der europäischen Medizintechnikindustrie. MedTech behauptet, die höchsten Standards für Patientensicherheit zu fördern, doch in Wirklichkeit profitieren vor allem große Konzerne von den neuen Regelungen.
 
Die Verbindung zwischen MedTech und der Politik ist eng. Durch intensive Lobbyarbeit haben Verbände wie „MedTech Europe“ und „European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations“ entscheidenden Einfluss auf die EU-Gesetzgebung genommen, was zu einem unausgewogenen Regelwerk führte.
 
Besonders brisant ist die Tatsache, dass kleine Hersteller oft regional tätig waren und durch kurze Lieferwege die Versorgung sicherten. Ihre Abwesenheit verstärkt die Abhängigkeit von globalen Lieferketten, die ohnehin anfällig für Krisen sind.
 
Die Kochsalzkrise ist ein erschreckendes Beispiel dafür, wie mächtige Lobbygruppen das Gesundheitssystem manipulieren können, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Die Leidtragenden sind nicht nur kleine Hersteller, sondern letztlich auch die Patienten.

 
Quelle: tkp.at/2024/12/07/wie-medtech-lobbyismus-den-kochsalz-mangel-verschaerft-und-kleine-hersteller-aus-dem-markt-draengt
 

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