Auf den Ohren: Monster Hunter International
Mai/Juni waren Monster-Monate
Owen Zastava Pitt arbeitet in der Revisionsabteilung einer renommierten Firma. Seinen Job findet er halbwegs interessant, allerdings ist sein Chef ein ausgemachtes Arschloch. Eines Tages verwandelt der sich zu Owens Überraschung direkt vor seinen Augen in einen Werwolf. In dem darauffolgenden Kampf tötet Owen zwar das Monster, springt selbst aber dem Tod nur knapp von der Schippe.
Ein paar Tage später wacht er in einem Krankenhaus wieder auf. Zuerst bekommt er Besuch von zwei Männern, die sich als Regierungsbeamte vorstellen und ihm bestätigen, dass er tatsächlich gegen einen Werwolf gekämpft hatte. Kurz darauf erscheint noch ein Fremder. Schnell wird klar, dass der und die beiden „Regierungsstümper“ alles andere als Freunde sind. Der Fremde stellt sich als Earl Harbinger vor. Er teilt Owen mit, dass er für MIH arbeite – der „Monster Hunter International“ – und steckt ihm eine Visitenkarte zu. Darauf steht das Slogan: „Monsterprobleme? Rufen Sie die Profis! Seit 1895.“
Nach wochenlanger Physiotherapie, „nicht endend wollendem Jucken unter dem Gips“ und dem etwas nervtötenden Besuch seiner Eltern klingelt es eines Tages an seiner Wohnungstür. Davor steht Earl Harbinger, den Owen fast schon wieder vergessen hatte. Harbinger wird von einer Frau begleitet, die sich als Julie vorstellt. Die beiden bieten Owen einen Job als Monsterjäger an. Zuerst glaubt Owen an einen schlechten Scherz, aber dann nimmt er an.
Und die Abenteuer beginnen.
Owen ist bei Beginn der Serie 24 Jahre alt und alles andere als der typische Held: nicht besonders gutaussehend, muskulös, aber trotzdem leicht übergewichtig, und kein besonders schneller Läufer. Seine hervorstechendsten Eigenschaften sind auf der einen Seite sein Kampfgeist und seine Loyalität, auf der anderen sein Ungestüm und die daraus resultierende Unbesonnenheit. Damit handelt er sich immer wieder Ärger ein. Er ist ein Waffennarr, der völlig aus dem Häuschen gerät, wenn ihm Schusswaffen mit einem Maximum an Zerstörungskraft in die Hände fallen. Daher wundert es kaum, dass er Probleme lieber mit den Fäusten und seinen Knarren als mit dem Kopf löst.
Aber auch ein Monsterjäger muss erst einmal in die Lehre. Allerdings heißen die Lehrlinge nicht Auszubildenden, sondern Frischlinge. Seine Mit-Frischlinge sind der ehemalige Lehrer Trip, die ehemalige exotische Tänzerin Holly und der ehemalige Bibliothekar Lee. Recht schnell verbindet alle eine tiefe Freundschaft.
Earl Harbinger ist einer der Ausbilder und schon sehr lange Mitglied bei MHI. Wie lange, erfährt man im zweiten Band. Julie Shackleford stammt aus einer langen Reihe von Monsterjägern. Ihr Ur-Ur-Ur-Großvater, Raymond „Bubba“ Shackleford, gründete die „Monster Hunter International“.
Schon in den ersten beiden Büchern werden die vier Frischlinge mit einer Menge Monster und fremdartigen Wesen konfrontiert: Werwölfe, Zombies, Vampire und Meistervampire, Ghule, Trolle, Unholde, Wesen aus anderen Dimensionen, Gartenzwerge (richtig gelesen: Gartenzwerge!), Gestaltwandler, Ogers (menschenartige, aber missgestaltete Wesen, die sich in der Regel durch enorme Körpergröße und Kraft auszeichnen), Elfen und Orks (wobei diese nur dem Namen nach Ähnlichkeit mit den Wesen aus „Herr der Ringe“ haben) sowie ein Totenkult. Langweilig wird es auch in den Folgebänden nicht, denn es geht jedes Mal um nichts Geringeres als die Rettung der Welt.
Die Romane gleichen quietschbunten Comics: viel „WHAM“, „POW“, „SMASH“ und „KABOOOM“. Die Protagonisten gehen alles andere als zimperlich mit Monstern um. Das Motto lautet: erst schießen, dann reden. Oder gleich platt machen – je nach Situation. Zwischen den Kämpfen und Schlachten erfährt man aber auch einiges über die Vergangenheit der Jäger und über die jeweiligen Monster. Rasante Kampfszenen wechseln immer wieder mit ruhigeren Erzählungen ab.
Der einzige Wermutstropfen sind die sehr, sehr, sehr ausführlichen Beschreibungen der benutzten Waffen. Man muss wahrscheinlich US-Amerikaner sein, um das zu goutieren. Glücklicherweise wird das mit jedem Band weniger.
Aber jeglicher Trivialität, Action und Splatterei zum Trotz hat Larry Correia bereits im ersten Buch (656 Seiten bzw. 22 Stunden) ein komplexes, in sich konsistentes und glaubhaftes Universum geschaffen. Seine Erzählweise ist flüssig, fantasievoll und herrlich skurril. Beim Gedanken an „Mr. Müllbeutel und Knuddelhäschen“ muss ich heute noch lachen.
Seine Protagonisten sind klug und heldenhaft, aber auch verletzlich, und wachsen einem schnell ans Herz; seine Antagonisten sind intelligent, mächtig und bösartig. Und es gibt Kreaturen, die irgendwo dazwischen liegen. All seinen Figuren verleiht Larry Correia eine Tiefe, die man in diesem Genre so nicht erwartet.
Der Erfolg eines Buches steht und fällt auch mit der Übersetzung. Daher hat Michael Krug, Miteigentümer und Geschäftsführer des Verlags Otherworld, einen erheblichen Anteil an dem (Insider-)Erfolg. In einem Interview mit „Phantastik-News“ beschrieb er 2017 seine Vorgehensweise.
Wie läuft eine solche Übersetzung bei Dir ab – erst einmal das ganze Buch in einem Rutsch durchlesen, und dann Seite um Seite, oder?
Ganz genau. Zuerst lese ich das jeweilige Buch vollständig durch, dann geht es an die Rohübersetzung, von Anfang bis zum Ende. Im ersten Bearbeitungsgang liegt das Hauptaugenmerk auf der zügigen Übertragung, d.h. mehrdeutige Stellen oder Ungereimtheiten werden mehr oder weniger wortwörtlich übersetzt und gekennzeichnet.
Nach Fertigstellung der Rohübersetzung werden zunächst die markierten „Problemstellen“ in Angriff genommen und entweder durch Recherche oder – was natürlich optimal ist, wenn die Möglichkeit besteht – durch direkte Rückfragen beim Autor gelöst. Danach kommt die computergestützte Rechtschreibprüfung.
Zu guter Letzt lese ich einen Ausdruck noch einmal von vorne bis hinten durch und fische dabei stilistische Unschönheiten und Restfehler heraus.
Quelle: phantastik-news.de/modules.php?name=News&file=article&sid=2188
Nun, das Ergebnis ist 1 plus mit Sternchen. 😎
Der Kauf eines Hörbuchs richtet sich bei mir allerdings auch stark danach, wer der Sprecher ist. Audible bietet eine Hörprobe an, die ich immer nutze. Wenn mir der Sprecher nicht zusagt, wird das Buch nicht gekauft. Das ist manchmal wirklich schade, wie z.B. bei Stephen Kings „Schwarzer Turm“-Serie. Vittorio Alfieri erhält von vielen Hörern das Urteil „geht gar nicht“ (liegt möglicherweise auch daran, dass die Hörer bei SK-Romanen von David Nathan verwöhnt sind).
Als ich das erste Mal Robert Frank in „Instabil“ (Zeitreise-Trilogie, auch sehr zu empfehlen) hörte, dauerte es Wochen, bis ich mich entschloss die Hörbücher zu kaufen. Das lag an seiner sehr jugendlich klingenden Stimme. Die passt jedoch gut sowohl zum Protagonisten Patrick Richter als auch seinem „Sidekick“ Siggi, eine sympathische Klugscheißer-KI aus der Zukunft, wie ich hinterher feststellte.
In den MHI-Hörbüchern läuft Robert Frank zu Hochform auf. Allen Figuren, und das sind nicht gerade wenige, verleiht er (s)eine einzigartige Stimme. Außer Matthias Lühn kenne ich keinen weiteren Sprecher, der einen Stimmwechsel zwischen den Figuren in dieser atemberaubenden Geschwindigkeit meistert.
Aktuell gibt es sechs deutsche Bücher und sieben deutsche Hörbücher (anscheinend laufen die besser); ein achtes ist seit 2022 in englisch erhältlich.
Abschließend noch ein paar Worte zu der Auswahl der Titel und der Buchcover des Lübbe-Verlags: Die Titel sind idiotisch (alle „gecovered“), die Titelbilder absolut dämlich. Wieso die nicht vom Original übernommen wurden, erschließt sich mir nicht.
Die Monsterjäger sind eine Trash-Mischung aus Supernatural, Resident Evil, Ghostbusters und Expendables und werden auf dem Portal „Phantastik-Couch“ von Lesern zwischen 91° und 98° bewertet.