04.11.2024 „Unmöglich“: Tauchexperte zweifelt an Alleingang bei Nordstream-Sprengung
Seit wenigen Monaten gehen die Ermittler davon aus, dass eine kleine zivile Gruppe von ukrainischen Tauchern dafür verantwortlich sein soll. Der Ex-Geheimdienstler Roman Tscherwinsky soll die Aktion angeleitet und geplant haben. Mit einem 15 Meter langen Segelschiff – genannt „Andromeda“ – soll die Mannschaft auf hoher See die Sprengsätze in die Tiefe manövriert haben.
Dieser Theorie widerspricht Sven Thomas im Gespräch mit der „Bild“ entschieden. Er ist Leiter der Wasserrettung in Halle und führt regelmäßig Tauchexpeditionen durch.
Thomas erklärte, dass er zusammen mit anderen Tauchexperten „das Schadensbild der Explosionen, die nötige Ausrüstung für die Tauchgänge, die Route der ‚Andromeda‘, Wetter und Seegang zum Tatzeitpunkt genauestens ausgewertet“ hat. Diese Ermittlung führte ihn zu einem unausweichlichen Ergebnis: „So, wie viele Medien und staatliche Ermittler es darstellen, kann es nicht gewesen sein“, betonte der Tauchprofi.
Damit die „Andromeda“ den Sabotageakt so präzise wie geschehen durchführen konnte, musste sie stabil auf der rauen Ostsee stehen. Der Einmaster hatte laut Thomas jedoch nur einen 25 Kilogramm schweren Anker, der knapp 100 Meter in die Tiefe reicht. Die Gas-Pipelines befanden sich in 90 Meter Tiefe. Für Thomas war es unter diesen Bedingungen für das Segelschiff nicht möglich, eine stabile Lage beizubehalten. „25 Kilo Ankermasse sollen 17 Tonnen Boot und Ausrüstung stabil halten? Unmöglich“, sagte er.
Ebenso unmöglich ist laut Thomas das Gewicht der für die Aktion benötigten Ausrüstung. Mit allen nötigen Tauchutensilien für eine solche Tiefe einschließlich des Sprengstoffs kommt er auf „mindestens 4 Tonnen Gepäck“. Das könne ein Schiff wie die „Andromeda“ nicht schaffen.
Zudem waren wohl alleine schon die Sprengsätze viel zu groß für das Schiff. Da diese eine Sprengkraft von mindestens 400 Kilogramm TNT hatten, schlussfolgerte Thomas: „Solche Bombensätze kriegen sie nicht ohne Kran und Gegengewichte ins Wasser, sonst kentert das Boot.“ Ebenso soll es zur Tatzeit bis zu drei Meter hohe Wellen und Windgeschwindigkeiten von bis zu 40 km/h gegeben haben. Keine günstigen Bedingungen also.
Auch anhand des Schadensbildes der zerstörten Nordstream-Pipelines kommt für Thomas und seine Kollegen nur eine Schlussfolgerung infrage: Die „Andromeda“ hätte rein technisch nur eine der vier Explosionen verursachen können. „Es waren mindestens zwei Teams unterwegs, mit völlig unterschiedlicher Ausrüstung und Vorgehensweise“.
Quelle: epochtimes.de/politik/deutschland/unmoeglich-tauchexperte-zweifelt-an-alleingang-bei-nordstream-sprengung-a4923501.html (Abo)