22.10.2009 Todsicher in der Isolation
Uwe Peter Braun und seine Frau Andrea wohnen in der Arkadien-Siedlung am Glienicker Horn in Potsdam – Deutschlands erster „Gated Community“, wie abgeriegelte Wohnanlagen für die Oberschicht weltweit genannt werden.
Durch das Nobelviertel der brandenburgischen Landeshauptstadt weht ein Hauch von Johannesburg oder Rio de Janeiro. Es ist ein Ort, an dem neue Mauern entstanden sind, die die wachsende soziale Kluft zwischen Oben und Unten in der Gesellschaft spürbar werden lassen.
Hier sind die Reichen unter sich. Zutritt bekommt nur, wen die Bewohner der Luxusapartments beim Pförtner anmelden. Damit das auch so bleibt, umgibt ein schwarzer Zaun das Anwesen, Kameras beobachten jeden, der sich der Siedlung nähert.
Quelle: spiegel.de/panorama/gated-communities-todsicher-in-der-isolation-a-656192.html
22.11.2011 Reiche hinter Gittern
Die weißen Häuser am Ende der Winzererstraße sind unübersehbar. Sie sind nicht nur neuer als die anderen Gebäude, die eher an Plattenbauten im Osten erinnern. Sie stehen auch alleine am Ende der Straße, direkt neben dem Olympiapark und einer Kleingartensiedlung. Richtig gefährlich sieht es hier in der Gegend nicht aus.
Und doch sind diese weißen Häuser, in deren Mitte zwei Brunnen einen großzügigen Platz schmücken, eingezäunt. Auf einer Seite werden sie sogar von einer knapp zweieinhalb Meter hohen Mauer geschützt, die nur unterbrochen ist für die Feuerwehrzufahrt.
Tilman Harlander kennt sich mit abgeschirmten Siedlungen aus. „Da kommen Sie nicht rein“, sagt der emeritierte Professor für Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart.
Damit hat er recht. Durch das Tor am Eingang gelangt nur, wer drinnen jemanden kennt. An diesem Vormittag ist nicht viel los. Aus der Wohnanlage hetzt eine Frau mit Kinderwagen. Zeit für ein Gespräch hat sie nicht. Über die Gründe, warum sie lieber von der Umwelt abgeschottet lebt, will sie erst recht nicht reden.
Quelle: sueddeutsche.de/muenchen/abgeschlossene-luxus-wohnsiedlungen-reiche-hinter-gittern-1.1194109
01.04.2016 Die Nachfrage nach Gated Communities steigt
Nun haben es Gated Communities auch nach Deutschland geschafft. Das Konzept kennt man eher aus den USA oder dem Mittleren Osten. Auch in Südamerika hat sich die exklusive Wohnart schon durchgesetzt. In umzäunten Wohngebieten fühlen sich die Wohlhabenden besser umsorgt und vor allem sicherer.
Meistens zeichnen sich diese Wohnviertel durch einen schützenden Zaun, einen Pförtner und Luxus aus. Bewegungsmelder, Kameras und Wachpersonal gehören in geschützten Wohngemeinden in Ägypten oder Russland zum Alltag. In den USA nehmen Gated Communities schon Ausmaße einer ganzen Stadt an.
Deutschland hingegen will nicht erlauben, dass Bevölkerungsgruppen sich zurückziehen. Denn das deutsche Baugesetzbuch schreibt eine sozial-gerechte Bodennutzung vor, was immer das heißen soll.
Quelle: ferryhouse.ag/gated-communities-in-deutschland/
„Deutschland hingegen will nicht erlauben, dass Bevölkerungsgruppen sich zurückziehen.“
Tja, wie heißt es so treffend: Geld regiert die Welt. Wenn die Reichen und Schönen sich abschotten wollen, tun sie das auch. Deutsche Baugesetzbuch hin oder her.
16.07.2022 Luxus hinterm meterhohen Drahtzaun
Ein mehrere tausend Quadratmeter großes Areal mitten in Aachen gibt Rätsel auf. Man kann das Gelände nicht betreten, es gibt ein hohes Gitter und einen Zaun. Am Eingang eine Sprechanlage und eine Kamera zwecks Gesichtskontrolle. „Barbarossapark“ steht über dem Gitter. Wer hier wohnt, hat Angst.
Ich steh am Eingangstor und mir fallen die „Gated Communities“ in den USA ein. Ältere Menschen möchten ihre Ruhe haben und auch einen gewissen Schutz vor Einbrechern. Dafür habe ich volles Verständnis. Aber dass so etwas in Aachen nötig ist! Das ist bedauerlich. Und dann noch so ohne Bezug zur historischen Bebauung, nur 200 Meter Luftlinie von Markt und Rathaus entfernt.
Quelle: aachennews.org/2014/07/16/luxus-hinterm-meterhohen-drahtzaun
18.10.2024 „Jeder darf sein Grundstück so schützen, wie er möchte“
Ein ungewöhnliches Wohnprojekt sorgt in Köln für Gesprächsstoff. Mit dem „Cologne Project I“ entsteht im Stadtteil Stammheim eine Gated Community – eine geschlossene Wohnsiedlung, wie man sie vor allem aus den Vereinigten Staaten kennt. Geplant sind ein zwei Meter hoher Zaun, elektrische Tore und Videoüberwachung an allen drei Eingängen. Zutritt hat nur, wer hier auch wohnt. Und: gebetene Gäste.
Im Zentrum steht der denkmalgeschützte Stammheimer Wasserturm. Erbaut im Jahr 1881, sorgte er jahrzehntelang für Trinkwasser. Seit die Anlage 1963 stillgelegt wurde, suchte die Stadt Köln nach einer neuen Funktion für das Denkmal.
„Jetzt machen wir daraus ein Wohngebäude mit acht exklusiven Lofts“, sagt Investor Christian Ley. Der Turm wird in enger Abstimmung mit dem Amt für Denkmalschutz aufwendig saniert und von seinen aktuellen 28 Metern auf die ursprüngliche Höhe von 42 Metern aufgestockt. Ganz oben entsteht das größte und teuerste Loft des Gebäudes: 230 Quadratmeter, drei Ebenen, zwei Schlafzimmer, zwei Bäder und eine 360-Grad-Dachterrasse mit Sauna. Der Preis: 3,2 Mio. €.
Quelle: handelsblatt.com/finanzen/immobilien/inside-energie-und-immobilien/gated-community-koeln-jeder-darf-sein-grundstueck-so-schuetzen-wie-er-moechte/100079381.html (Paywall)
Es gibt einen weltweiten Immobilienmakler, der inzwischen auch in Deutschland auf diesem Gebiet aktiv ist.
Gesicherte Wohnanlage Häuser zum Verkauf in Deutschland
Quelle: jamesedition.com/de/real_estate/gated-community–germany
Dass die grüne Blase dafür üüüberhaupt kein Verständnis hat, sieht man zum Teil an den Überschriften der Fischeinwickelpapierfraktion. Der Tagesspiegel titelt sogar „Gated Communities in Berlin: Wovor sollen die Zäune schützen?“
Nun, das werden sie schon früh genug erfahren.
#JustMy2Cent