Auf den Ohren: Stephen King & Thrawn
September/Oktober waren Mystery- und SciFi-Monate
Stephen King: Ihr wollt es dunkler
Das Buch hatte ich vorbestellt, was sich hinterher als Fehler erwies.
Bei Stephen King scheint die Luft raus zu sein. Diese Sammlung von Geschichten ist alles, nur nicht „dunkel“. Bei dreien blitzt zwar das alte Genie noch durch, aber der Rest sind nur Erzählungen, die teils nirgendwo hinführen und teils abprupt enden. Bei den meisten wurde auch noch das Thema Corona mit eingeflochten, aber anscheinend nur, um es mal erwähnt zu haben.
Vorgelesen wird es von David Nathan, über den man nichts mehr sagen muss.
Wenn, werde ich nur noch die alten Stephen-King-Bücher kaufen. Wie zum Beispiel
Dead Zone
Bisher kannte ich nur den Film und die Serie. Beide sind gut umgesetzt, können aber natürlich nicht die Tiefe darstellen, die Stephen King seinem Protagonisten zuteil werden ließ.
Johnny Smith hatte schon als Kind einen Unfall, bei dem er sich den Kopf verletzte. Jahre später hat er dann einen zweiten, fällt ins Koma, wacht erst fast 5 Jahre später wieder auf und hat unerklärlicherweise Visionen, wenn er jemanden berührt. Allerdings sieht er nie alles. Und das, was er nicht sieht, beschreibt er als seine „tote Zone“. Nichtsdestotrotz ist er in der Lage, Unglücksfälle zu verhindern, verschollene Menschen zu orten und sogar eine Mordserie aufzuklären.
Als er eines Tages unbeabsichtigt die Hand eines Politikers berührt, sieht er die Welt in eine Katstrophe stürzen und entscheidet sich nach langem Zögern, zu handeln.
Wie in allen alten Romanen nimmt sich Stephen King sehr viel Zeit, das Privat- und Seelenleben seines Protagonisten zu zeichnen. Das Verhältnis zu seinen Eltern, der Verlust seiner großen Liebe und seine inneren Konflikten. Auf der einen Seite will er helfen, auf der anderen hat er der Angst vor dem, was er sehen könnte.
Auch seine Trauer über das, was er verloren hat, fühlt man auf jeder Seite respektive in jedem Kapitel – und leidet mit ihm. Zum Schluss akzeptiert er sein Schicksal und trifft eine Entscheidung, die nur er treffen kann.
Ich mag viele der alten SK-Romane, aber Dead Zone hat es bei mir in die Top 5 geschafft.
Thrawn
… ist ein hervorragendes Beispiel für das Desinteresse von Verlagen wie „Random House Audio“, auch Hörbuch-Nischen professionell abzudecken.
Natürlich hat „Star Wars“ in den USA einen weitaus höheren Stellenwert als in Deutschland. Zwei Beispiele:
„Thrawn Ascendency – Chaos“ stürmte in der Woche vom 20.09.2020 sofort auf Platz 9 der Bestsellerliste der New York Times für Hardcover Fiction. „Thrawn Ascendency – Greater Good“ in der Woche vom 16.05.2021 auf Platz 10.
Wenn man bei uns „Thrawn“ erwähnt, erntet man meisten ein Stirnrunzeln und ein „Hä?“
Das scheint dann auch der Grund zu sein, dass die Hörbücher entsprechend unengagiert umgesetzt wurden.
Hat man für das erste Buch noch Thomas Nero Wolff engagiert (der Synchronsprecher für „Thrawn“ in Disneys Anime-Reihe „Rebels“), der mir aber auch eher lustlos vorkam, wechselte man bei zwei und drei zu Hans Henrik Wöhler.
Nichts gegen ihn als Sprecher; er hat eine angenehme Stimme und liest professionell. Zu seinem bisherigen Hörbuch-Repertoire zählen aber nur wenige Krimis und einige Dokus, denn er scheint hauptsächlich Sprecher für Dokumentarfilme und Fernsehreportagen zu sein. Das hat aber mit den „Star-Wars“- bzw. „Thrawn“-Geschichten genau so viel zu tun wie Studio-Popsongs mit einem Live-Orchester. Wenn man also eine Star-Wars-Geschichte wie eine Doku oder Reportage liest, sorgt das für Frust bei den Fans. Bei sehr vielen Fans, wie den Rezensionen inzwischen zu entnehmen ist.
Thrawns Stimme wird von Timothy Zahn als ruhig, fast sanft beschrieben. Am Anfang fand ich die schleppende Interpretationen von Marc Thompson gewöhnungsbedürftig, fand sie aber noch ein paar Stunden als passend.
Man merkt, dass Marc Thompson absoluter Star-Wars-Fan ist. Seine Interpretation der Geschichten ist einfach grandios. Zusätzlich gibt es in der amerikanischen Version noch musikalische Untermalung und passende Soundeffekte. Es ist ein Genuss, zuzuhören.
Das Ende vom Lied: Ich habe mir auch die amerikanischen Hörbücher heruntergeladen. Da ich die Geschichten bereits kannte, kam ich relativ gut mit.
Der Synchronsprecher des „Thrawn“ in „Star Wars – Rebels“ ist Lars Mikkelsen, der täuschend ähnlich klingt. Dementsprechend waren die Fans auch schier aus dem Häuschen, als sie erfuhren, dass er „Thrawn“ in der Disney-Serie „Ashoka“ verkörpert.
Selbst Thomas Nero Wolff, die deutsche Synchronstimme bei „Rebels“, passt recht gut zum beschrieben Charakter.
Und jetzt Hans Henrik Wöhler:
Wie schon gesagt: Er liest sehr gut, und als Nicht-Thrawn-Fan ist das bestimmt auch okay.
Aber alle SW-Fans sind nun mal sehr speziell – so auch ich. 🙂