Heute: Die Müllwerkerin
„Eine Pflegekraft bekommt im Rahmen dieses Tarifabschlusses dauerhaft wirkend eine monatliche Entgeltsteigerung von 400 €. Oder ein Müllwerker oder eine Müllwerkerin von 357 €.“
Quelle: epochtimes.de/ausland/mehr-geld-fuer-den-oeffentlichen-dienst-was-wurde-beschlossen-und-wer-ist-betroffen-a4241018.html
Laut Duden ist ein Werker ein Arbeiter; Synonym: „Werkelmann“. Eine Müllwerkerin ist also eine Werkelfrau. Schlägt man bei den „werkeln“-Synonymen nach, finden sich dort unter anderem folgende Alternativen: „hantieren“, „bosseln“, „herumfrickeln“ oder „herumfuhrwerken“. Letzteres kommt der Sache möglicherweise am nächsten, wenn man unterstellt, dass der Müll früher mit Fuhrwerken entsorgt wurde. Eine diesbezügliche Recherche ist allerdings zu vernachlässigen, weil Müll anno knips reine Männersache war, wogegen Männer heute immer unwichtiger werden.
Eine Müllwerkerin ist also eine Müllwerkelfrau. Oder eine Müllherumfuhrwerkende. Hätten die mich vor der neuen Bezeichnungsvergabe gefragt, wäre mir als Erstes „Müllfrau“ in den Sinn gekommen. Müllmann als Berufsbezeichnung war schließlich jahrzehntelang auch okay. Aber „Müllfrau“ klingt wahrscheinlich viel zu abwertend in sensiblen Woke-Ohren.
Analog zu „Müllabfuhr“ hätte noch „Müllabführer*_*in“ gepasst. Kam aber wahrscheinlich wegen „Führer“ erst gar nicht in die engere Wahl. Oder, weil „Müll abführen“ eher nach Verhaftung oder Abgaben klingt.
„Müllentsorger*_*in“ wäre vielleicht auch noch eine Option gewesen. „Entsorgen“ hat jedoch den üblen Beigeschmack von martialischem Maskulinismus, der bekanntermaßen das genaue Gegenteil des achtsamen und fürsorglichen, ja … beinahe mütterlichen Feminismus ist.
Bliebe noch „Müllabholende“? … Nein, das ist nun wirklich zu einfach. Der Bürgende soll schließlich keine spontanen Assoziationen haben, sondern nachdenken. Allerdings nicht über so unwichtige Dinge wie „Muss ich mich nächsten Winter zwischen Essen und Heizen entscheiden?“ oder „Wie weit werden sich Politiker noch im mein Leben einmischen?“, sondern über die wirklich wichtigen und richtigen woken Themen. Da steht eine korrekte Berufsbezeichnung selbstverständlich ganz oben auf der Agenda.