Rücksturz in die 50er

Bauchfrei? Zu kurzer Rock? Dresscode-Zoff an bayerischer Realschule
 
Schulleiter Markus Schmidl bestätigt den Vorfall, will aber von Diskriminierung nichts wissen. Schon seit dem Jahr 2007 existiere eine Hausordnung, die von der ganzen Schulfamilie beschlossen worden sei.

 

Die Schulfamilie! Das klingt so heimelig, so vertraut, so wunderbar nach Solidarität.

 

Diese lege fest, das „anstößige Kleidung“ nicht erwünscht sei. Das gelte für beide Geschlechter gleichermaßen, betont der Pädagoge, der seit Anfang des Schuljahres das Haus leitet und dort schon seit 1998 unterrichtet.

 

„Anstößig“ ist auch so ein Wort, das man hervorragend so hinbiegen kann, wie man will. Der Kerl hätte wunderbar in die piefigen 50er gepasst. Und zur „Schulfamilie“ gehören die Schüler anscheinend nicht. Sonst würden sie kaum gegen diese Regeln protestieren.

 

Und der aktuelle Anlass? Lehrer hätten sich über die Kleidung einzelner Schülerinnen beklagt, sagt Schmidl, der explizit darauf hinweist, dass seine Schule für eine „weltoffene Gesellschaft“ stehe. Aber, fügt er hinzu, „das Recht des einzelnen hört da auf, wo sich andere gestört fühlen“. In seinem Haus würden auch Menschen mit Migrationshintergrund unterrichtet, es gebe Lehrer aus dem Ausland. Man müsse auf alle Kulturen Rücksicht nehmen, so Schmidl.

 

a) Wenn man etwas ist, z.B. tolerant oder -wie in diesem Fall – weltoffen, muss man das nicht betonen. b) Rücksicht auf Kulturen zu nehmen, ist lobenswert; dabei Jahrzehnte an Aufklärung das Klo runterzuspülen, weniger. c) Es fehlt noch der Kommentar, dass Mädchen selbst dran schuld seien, wenn sie wegen „offenherziger“ Bekleidung vergewaltigt werden.

 

Markus Schmidl sagt, Schule sei viel mehr als nur eine Einrichtung zur Vermittlung von Lernstoff, Schule sei auch zur Erziehung da, um die Kinder aufs Leben vorzubereiten, dazu gehöre auch Rücksichtnahme.

 

Kinder aufs Leben vorbereiten ist eine großartige Sache. Rücksichtnahme auch. Vielleicht sollte man an der Schule trotz allem auch mal in Betracht ziehen, einer bestimmten Klientel Toleranz zu vermitteln. Aber das ist wahrscheinlich zu viel verlangt.

 
Quelle: merkur.de/lokales/ebersberg/ebersberg-ort28611/realschuele-bauchfrei-streit-dresscode-schule-rock-bayern-ebersberg-aerger-91527253.html

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